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Wenig Wohnungsperspektiven für junge Menschen in Leipzig – wenn Jugendliche auf der Straße landen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat kürzlich in ihrem Jahresbericht gerade die Obdachlosigkeit von Jugendlichen als wachsendes Problem in den Fokus gerückt. Auch wenn etwa die Hälfte der wohnungslosen Jugendlichen bei mehr oder weniger guten Freunden unterkommt, sind ihre Lebensumstände doch von großer Unsicherheit geprägt. Das Potential für Missbrauch ist offensichtlich hoch. Dem Sozialamt Leipzig liegen auf unsere Nachfrage hin keine Hinweise auf einen Anstieg der Zahlen vor. Es stellt jedoch klar, dass die Statistik in dieser Hinsicht wenig aussagekräftig ist. Die Anzahl der Betroffenen kann mit den regulären Mitteln meist gar nicht bestimmt werden. Die Dunkelziffer ist offenbar hoch. Wir sprachen über das Thema mit den Sozialarbeitern vom Team West des Vereins Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V..

Interview: Michael Streit

KiPPE: Können Sie und Ihr Team einen Anstieg der Zahlen bei der Kinder- bzw. Jugendobdachlosigkeit in Leipzig feststellen?
Team West: Wir können nicht für ganz Leipzig sprechen, haben aber Berührungspunkte mit tatsächlicher Jugendobdachlosigkeit. Da unser abzudeckender Planungsraum sehr groß ist, ist es eine nicht zu stemmende Herausforderung überall auf Bedarfe reagieren zu können. Wir vermuten daher eine höhere Anzahl tatsächlicher Jugendobdachlosigkeit. Der Wohnungsmarkt in Leipzig spannt sich immer weiter an, gerade urbane und zentrumsnahe Räume bieten gar keine bis kaum Wohnungsperspektiven für junge Menschen in Leipzig. Das merken wir vor allem daran, dass zu uns viele junge Menschen kommen, die mit Wohnungslosigkeit zu tun haben und bei uns Unterstützung suchen.
Was sind die Besonderheiten beim Umgang mit Jugendobdachlosigkeit und welche speziellen Probleme zeigen sich?
Da Obdachlosigkeit u.a. durch familiäre Konflikte zustande kommt, bekommen wir auch gespiegelt, dass junge Menschen nicht wollen, dass Institutionen wie das Jugendamt eingeschaltet beziehungsweise benachrichtigt werden. Diese sind bei bestimmten Hilfen dazu verpflichtet, die Personensorgeberechtigten mit einzubeziehen, was allerdings von Seiten der jungen Menschen aufgrund der konfliktbeladenen Situationen mit ihren Familien meist nicht gewollt ist und dadurch abschreckend wirken kann. Stattdessen wird eher versucht, Freund/innen oder Bekannte zu kontaktieren, um Übergangslösungen zu finden. Jugendwohnungslosigkeit findet daher meist verdeckt statt. [...]