Leipzig und Fotografie, DDR-Alltag im Foto – das sind Bindungen, die spannende, erhellende und unerwartete Momente bereithalten können. Verlage wie Lehmstedt, Passage oder mitteldeutscher verlag haben immer wieder solche Momente in Bildbänden präsentiert. Der Alltag damals und hier wiederum das Leben in der Messestadt sind eine dokumentarisch wirkende Zeitreise in Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Das hat beileibe nichts mit Ostalgie zu tun, sondern mit Erkenntnisgewinn, der auch Wiederentdeckungen bereithält fern aller Schwarz-Weiß-Malerei. Wir haben also hineingeschaut in Bildbände genannter Verlage, mit einem der daran eteiligten Fotografen gesprochen und gehen auch ein auf Ausstellungen, die sich dieser Zeit widmen.
Text: Björn Wilda & Foto: Mahmoud Dabdoub
Kürzlich bekam ich einen Foto-Bildband geschenkt, der mir beim Blättern eine Zeitreise vermittelte, die ich nacherleben konnte – die 1980er Jahre. Erschienen ist der 168-seitige Bildband unter dem Titel „Alltag in der DDR – Fotos aus den 1980er Jahren“, wobei neben Berlin, Zinnowitz oder Potsdam immer wieder Leipzig im Fokus liegt. Weil der Fotograf Mahmoud Dabdoub seit 1982 in Leipzig lebt und hier freiberuflich tätig ist.
Der Bildband unter gleichem Titel erschien übrigens erstmals 2003 (in drei Auflagen!) und erlebte in diesem Jahr eine neue Herausgabe, allerdings mit neuen Motiven. Die ich nun in den Händen hielt.
Die Neuauflage mit neuem Inhalt zeugt von der riesigen Flut an Aufnahmen, die Mahmoud Dabdoub innerhalb von fünf Jahren in dem kleinen Land zwischen Ostsee und Erzgebirge gemacht hat. Und noch immer könnte er aus dem Vollen schöpfen (s. Interview Seite 9).
Im Vorwort zur 2024er Ausgabe schreibt der Autor Thomas Brussig: „Nach und nach setzte sich die Erkenntnis durch, dass zum geschichtswissenschaftlichen Verständnis der DDR der Alltag eine wichtige Rolle spielt; zur historisch korrekten Einschätzung des Nationalsozialismus brauchte man ihn nicht. Dass Historiker aus der Beschäftigung mit dem Alltag auch einen Gewinn ziehen können, musste sich erst herumsprechen. Insofern wurde ,Alltag in der DDR' die Gnade der späten Herausgabe zuteil; es erschien, als der DDR-Alltag nicht nur Kaffeetafel-Dauerbrennerthema, sondern auch Forschungsgegenstand war, und es ist durchaus denkbar, dass ein solches Buch, wäre es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre Jahr erschienen, durch den Rost gefallen wäre.“ [...]