Wir treffen Paula Wolber in ihrem Atelier im Leipziger Westen. Es gibt Kurkuma-Tee mit Milch, und aus einem Radiowecker hört man leise und mit leichtem Störgeräusch Musik. Paula arbeitet bildhauerisch und macht Objekte. Kunst und Gebrauchsgegenstände sind bei ihr auf den ersten Blick nicht so einfach zu unterscheiden, denn oft arbeitet sie mit Alltagsmaterial, das sie extrahiert und neu zusammenstellt.
Interview: Sandy Feldbacher & Fotos: Enrico Meyer
KiPPE: Was machen deine Arbeiten aus?
Paula Wolber: Ich baue sehr selten neue Sachen, sondern arbeite mit Alltagsgegenständen und füge eine kleine Irritation ein oder bringe zwei Sachen zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören. Meine Arbeiten beschäftigen sich damit, ein Hindernis zu überwinden bzw. irgendetwas zu schaffen, wobei nicht ganz klar ist, ob die Dinge etwas gut hinbekommen oder an etwas scheitern. In jeder meiner Arbeiten ist ein Bewegungselement enthalten, dadurch ist es, als würde die Gegenstände eine Handlung ausführen – deshalb diese Idee vom Hürdenüberwinden und Scheitern oder auch Nichtscheitern. Dieses Taschentuch hier schwebt und hat offensichtlich etwas geschafft, was sonst keiner schafft. Neu ist dieser „Naja“-Leuchtschriftzug. Der ist für eine Ausstellung entstanden, die sich mit Social Media beschäftigt. Mein Zugang dazu ist der Selbstwert und „naja“ steht für Mittelmaß – weder gut noch schlecht, nicht konnotiert in die eine oder andere Richtung. Aber ich habe die Leuchtschrift so programmiert, dass sie flackert und eigentlich immer arbeitet.
In dem Radiowecker klappt einmal in der Minute das Wort „FUCK“ rum – man wird also vom Wecker geweckt und was nimmt man mit in den Tag, wie fühlt man sich? Mir ist es auch ganz wichtig, dass meine Arbeiten immer ein bisschen witzig sind und es so ein Moment gibt, dass man lachen kann.
Wie bist du zu deiner Kunst gekommen?
Ich habe eigentlich immer gezeichnet. Während eines Austauschprogramms in den Niederlanden habe ich zum ersten Mal dreidimensional gearbeitet und gemerkt, dass ich so viel mehr Geschichten erzählen kann. Und durch das Alltagsmaterial, in dem immer schon eine Handlungsanweisung drinsteckt, hatte ich das Gefühl, ich kann damit am meisten erzählen.
Eigentlich habe ich in Halle Kunstpädagogik studiert, mich dann aber für die Kunst und gegen die Kunstvermittlung entschieden. [...]