„Ich bin eine expressive Figur“
Wer sich durch Humor im übertragenen Sinn butterweich kneten lassen möchte, ist bei Tim Whelan an der richtigen Adresse. Der Neu-Leipziger und Ex-Berliner mit englischen Wurzeln tritt regelmäßig in Leipzig und anderen Städten wie auch manchmal im Fernsehen als Stand-up-Comedian auf. Seit Januar 2024 moderiert der Gewinner u.a. des renommieren Comedy-Preises „Prix Pantheon“ einmal im Monat seine Show "Bärlauch Comedy" in der naTo. Hier treffen renommierte Künstler/innen der Stand-up-Szene auf ambitionierte Newcomer. Wie Tim zu Comedy gekommen ist und was ihm dabei wichtig ist, erzählt er im KiPPE-Interview.
Interview: Sandy Feldbacher & Fotos: Enrico Meyer
KiPPE: Tim, du hast bzw. hattest einen Namensvetter in Hollywood – Zufall oder Absicht?
Tim Whelan: (lacht) Ja, den US-Regisseur. Ich glaube, wenn ich Schauspieler wäre, müsste ich meinen Namen ändern. Tim Whelan ist tatsächlich mein bürgerlicher Name. Der sorgt immer mal wieder für Missverständnisse. Ich hatte mal ein Skype-Konto mit meinem Namen und dann meinte jemand: „Ich dachte, du nennst dich so, weil du sehr stolz auf deine Internetverbindung bist.“.
Du bist nicht Regisseur, sondern Stand-up-Comedian geworden. Wie kam es dazu?
In England arbeitete ich in einem Bürojob als Buchhalter und dachte irgendwann, das kann ich nicht mein ganzes Leben lang machen. Als ich mir Gedanken darüber machte, welchen Weg ich einschlagen würde, wenn ich ein ganz freies Schicksal hätte, merkte ich, dass ich schon immer Lust hatte, Comedy zu machen und zwar auf Deutsch. Das habe ich studiert und während meines Auslandsstudiums in Göttingen ganz viele Herz-Connections zu der Sprache und den Menschen geknüpft. Also bin ich nach Berlin gezogen. Vorher hatte ich noch nie einen Witz auf der Bühne erzählt. Meine Buchhalter-Kollegen haben nicht schlecht geguckt. In Berlin machte ich erst einmal zwei, drei Jahre Comedy auf Englisch, und in den Jahren danach ist eine kleine alternative Szene auf Deutsch entstanden und gewachsen. Da bin ich immer mehr reingegangen. Mein Plan, deutsche Comedy zu machen, hat also funktioniert. Das ist ganz toll, aber ich kann es immer noch nicht glauben. Ich bin mir sicher, wenn ich tausend Leben gehabt hätte, wäre ich nur in diesem einen Comedian geworden, in allen anderen würde ich irgendetwas Langweiliges im Büro machen. [...]