Laut einer Greenpeace-Umfrage zum Kaufverhalten bei Mode in Deutschland haben ein Drittel der Befragten 100 bis 300 Kleidungsstücke im Schrank – also extrem viel. Im Fast-Fashion-Zeitalter wird billig und viel gekauft, dann kurz oder nie getragen, am Ende schnell entsorgt. Dieser Umgang hat seinen Preis, nämlich Folgen für die Umwelt. Doch es gibt Alternativen, z.B. Second-Hand-Läden, fernab vom Schmuddel-Image. Einen dieser Läden haben wir besucht, er ist zugleich zu einem sozialen Treffpunkt geworden. 2nd-Hand liegt im Trend!
Text & Foto: Björn Wilda
Etwas unsicher blickt sich der untersetzte Mittfünziger im Raum um, bis er von Anna Ginster angesprochen wird. „Was suchen Sie denn?“ – „Ich brauche eine neue Jeans, sie muss schon etwas weit sein.“ Und grinst dabei. – „Na, wir werden sicher was finden.“
An diesem Nachmittag ist der Second-Hand-Laden, der unter dem Namen „Dieski 44“ läuft, wieder mal gut besucht. Leute kommen und gehen, wie das junge Paar, das in den Auslagen und an den Kleiderständern offensichtlich nach Pullovern schaut. Ein kalter Tag draußen, da sind wärmende Klamotten jetzt besonders gefragt.
Das geht nun seit Oktober 2023 so, als Anna und ihre Mitstreiterin und Freundin Palina den Laden in der Dieskaustraße 44 eröffnet haben. Anna ist gelernte Damenschneiderin und hat mit der „Schlaufe“ in der Rödelstraße 20 ihr anderes, aber viel zu kleines Domizil, das sie inzwischen als Lager nutzt, um von dort die Gebrauchtwaren dann in der „Dieski 44“ zu offerieren. In Schleußig hatte sie auch Palina kennengelernt, die im Haus nebenan wohnte und öfters in der „Schlaufe“ vorbeischaute.
Die Eröffnung des Ladens in Kleinzschocher mit seinen 45 Quadratmetern Verkaufsfläche kam eigentlich zur rechten Zeit, wie Anna meint. „Gleich hier in der Nähe ist inzwischen das Sozialkaufhaus verschwunden“, berichtet sie. „Doch immer mehr Leute, die einerseits den Konsum-Wahn nicht mitmachen wollen und andererseits auf ihren Geldbeutel schauen müssen, sind froh, mit uns eine neue Anlaufstelle gefunden zu haben. Auch ist es ihnen lieber, gebrauchte Kleidung nicht einfach im Container zu entsorgen, wo die weiteren Verwertungswege oft undurchschaubar sind.“ [...]