logo2016

Dreizehn Jahre später

Eine düstere Kurzgeschichte zum Jahresende von Johannes Koch & Foto: Pexels/Arvin Latifi

Er war Pyromane. Das hatte er schon im Kindergarten gemerkt. Doch er war clever. Besser als selbst zu kokeln war es, die Erwachsenen dazu zu bringen, nach seinen Vorstellungen zu zündeln. Viele machten das gern, egal ob Lagerfeuer, Grill oder Kamin, häufig brannte auf seinen Wunsch irgendwo ein Feuer. „Stocher mal dort.“ „Leg hier noch ein Stück Holz dazu.“ Er übte und verfeinerte seine Manipulationstechniken. Dabei wirkte er völlig unschuldig. Wie ein verantwortungsbewusstes Kind, das eben gerne Feuer mag. Doch etwas Finsteres schlummerte schon damals in ihm.
Als älteres Kind widmete er sich dem Hobby Modellbau. Nur um seine Werke später abzufackeln. Dann begann er mit dreizehn Jahren mit dem Rauchen und rauchte bald Kette. So kokelte es fortlaufend ein bisschen in jeder freien Minute. Leute dazu zu bringen, das Rauchen oder Kiffen anzufangen, wurde bald sein neues Hobby. Die Sucht in Menschen zu entfachen war auch wie kokeln und sorgte für ein Umfeld voller Qualm und Glut. Leuten den Kopf anzünden nannte er das. Bald entdeckte er immer neue Möglichkeiten dafür.

Als Student begann er seinen Neigungen größeren Raum zu geben. Zu jener Zeit war er besonders fasziniert vom Joker, dem Bösewicht im Film „Batman – The Dark Knight“. Dieser machte sich nichts aus materiellen Gütern, stattdessen wollte er einfach nur die Welt brennen sehen. Im Freundeskreis kam dieser Film gut an. Außerdem neigte sein Umfeld dem Black Metal zu, jener finsteren Musikrichtung, deren Protagonisten in den frühen 1990er Jahren reihenweise Kirchen niedergebrannt hatten. Seine Freunde fuhren in dieser Zeit oft auf Festivals, wo sie anderen Besuchern die Zelte anzündeten. Er war selbst selten dabei, ermunterte aber immer zu weiteren Taten und lauschte gern den entsprechenden Geschichten. [...]