Uwe Schürmann ist Ur-Leipziger, genauer Schleußiger und beruflich sowohl künstlerisch als auch handwerklich tätig. Sein Leben und Werk sind ungewöhnlich und vielseitig. Zu seinen Kreationen gehören abstrakte Gemälde, kugelrunde grafische Vögel und minimalistische Weihnachtspyramiden. Nun hat er noch ein Jahr bis zur Rente, aber an Aufhören denkt er noch lange nicht, nur an ein etwas gemächlicheres Tempo. Die KiPPE traf Uwe Schürmann zum Gespräch in seinem Schleußiger Atelier.
Interview: Sandy Feldbacher & Foto: Enrico Meyer
KiPPE: Um mit Ihrem Lebenslauf ganz am Anfang zu beginnen, wie ist ihr familiärer Hintergrund?
Uwe Schürmann: Ich bin ein so genanntes innerdeutsches Kind. Mein Vater stammt ursprünglich aus der Pfalz, meine Mutter aus Leipzig. Mein Vater ist in den 1950er Jahren in Leipzig hängengeblieben. Er fand es spannend, dass hier eine neue Gesellschaftsordnung entsteht. Als Fotograf hat er damals von der Stadt Leipzig ein Geschäft angeboten bekommen. Er konnte sofort seinen Meister machen, was bindend war, um eine Fotogeschäft zu eröffnen. Und dann hatte er in Gohlis bis Mitte der 1990er Jahre einen Laden.
Und Sie wollten wie Ihr Vater Fotograf werden?
Ja, aber zu meiner Zeit gab es in Leipzig nur zwei Lehrstellen als Fotografen und die wurden, wenn man nicht gerade einen Einser-Durchschnitt hatte, vorzugsweise mit Arbeiterkindern besetzt. Und ich war ja Handwerkerkind. Deshalb habe ich mich zunächst dazu entschieden, Koch zu lernen und auch lange in dem Beruf in Leipziger Gaststätten gearbeitet. Irgendwann kam ein Hilferuf: Leipzig stellte fest, dass die Fotografen in der Stadt ein Durchschnittsalter von über 60 Jahren hatten. Und plötzlich war alles möglich – Kinder, die die Fotogeschäfte ihrer Eltern übernehmen wollten, hatten die Möglichkeit in Erwachsenenqualifizierung sofort den Beruf zu lernen und im Anschluss ihren Meister zu machen, damit die Geschäfte wieder verjüngt werden und Leipzig gut ausgestattet ist mit Fotografen. So bin ich damals zum Fotografie-Studium nach Potsdam gekommen. [...]