Früher war die Schlagersängerin Kerstin Ott spielsüchtig und eine Zeit lang obdachlos. Heute ist sie ein Megastar und spiegelt mit ihrer Musik auch das damals Erlebte. Im November spielt sie in Leipzig. Ein Beitrag, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von HEMPELS – dem Straßenmagazin für Schleswig-Holstein.
Text: Peter Brandhorst & Foto: Tilman Köneke
Jeder Text braucht einen Anfang, und so startet dieser in Heide. Dort, in Dithmarschen, hat ja auch ihre Geschichte begonnen, die von Kerstin Ott, einem der Megastars des aktuellen deutschen Pop- und Schlagerbusiness. In einem Hotelrestaurant ist man mit ihr verabredet, draußen kommt der norddeutsche Frühling an diesem Tag recht flüssig vom Himmel. Und drinnen sitzt Ott vor einer Tasse schwarzen Filterkaffee und sagt: „Irgendwann habe ich gemerkt, egal wie schrecklich eine Situation war – es geht auch wieder die Sonne auf.“
Kerstin Ott, 41, schwarzer Hoodie, schwarze Jeans, wie immer ungeschminkt, ist an diesem Tag in erster Linie nicht gekommen, um über ihre künstlerischen Erfolge zu sprechen. Sie sitzt da jetzt, um von ihren ganz persönlichen Finsternis- und Sonnenmomenten zu erzählen, von diesen Zeiten aus der Vergangenheit, als sie zunächst ganz tief unten war. Als Spielsucht noch ihren Alltag bestimmte, sie mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen hatte und vorübergehend auch obdachlos war. Bevor dann irgendwann in ihrem Leben die Sonne wieder aufging. „Man muss daran glauben und was dafür tun“, blickt sie jetzt im Restaurant zurück. Sie hat damals an sich geglaubt und was dafür getan, und dass sie heute so überaus erfolgreich auf den ganz großen Bühnen auftritt, hat ja auch was mit den Erfahrungen dieser früheren Jahre zu tun, was später noch zu erzählen sein wird.
In Berlin geboren, kam Ott als kleines Kind nach einer Erkrankung ihrer Mutter zunächst in ein Heim in Dithmarschen in der Nähe von Heide und wuchs dann nacheinander in zwei Pflegefamilien auf. Wenig Zuneigung und menschliche Wärme begegneten ihr dort, sagt sie, dass ihre Seele nicht deformierte, „hatte den Grund, dass ich schon immer eine optimistisch denkende Person und eher rabaukenmäßig unterwegs war“. [...]