logo2016

Leipziger Gärten Teil 11: Artenvielfalt braucht Zeit

Diesmal geht es um keinen konkreten Garten, sondern um ökologischen und damit nachhaltigen Gartenund Landschaftsbau. Da stehen Ökosysteme ganz oben an. Doch Nachhaltigkeit ist kein Selbstläufer. Das weiß Garten- und Landschaftsbauer Oliver Franke nur zu gut. Für ihn und seine kleine Firma sollen Gärten so naturnah wie möglich gestaltet und genutzt werden. Dafür ist viel Kreativität gefragt, die der 44-Jährige Leipziger während seiner Ausbildung vermisst hatte. Also ging er dann seinen eigenen Weg.

Text: Björn Wilda & Foto: Oliver Franke

Wenn Oliver Franke aus seinem Wohnzimmerfenster unweit der Mühlpleiße hinausblickt, kann er auf Eigenheime und Lauben mit Kleingärten blicken. Kleine, abgezirkelte Gärten mit geordneten Flächen. Dort ein Beet, hier ein Rasen, dazwischen ein Baum und Hecken als Grundstücksgrenzen. Auch das kann Connewitz sein.
Für Oliver Franke haben Gärten jedoch eine ganz andere Dimension. Er steht auf naturnahen Gartenbau, in dem die „Ästhetik der Dynamik“ zum Ausdruck komme, wie er es formuliert. Diese Ästhetik habe er während seiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner vermisst. „Da ging es nur um konventionellen Gartenbau, und das fand ich überhaupt nicht spannend.“ Deshalb war für ihn nach Lehrabschluss das Thema Garten erstmal gegessen, und er ging nach Amsterdam, um Musik zu studieren (der er bis heute treu geblieben ist). In der Stadt der Grachten blieb er zwölf Jahre. Bekanntlich sind die Niederlande ein Blumenland. Da dauerte es nicht lange, dass Oliver Franke neben der Musik noch im Nachbarland zu seiner früheren Passion zurückfand. Naturgärtner wollte er werden und nahm konsequenterweise an diversen Seminaren und einer Weiterbildung teil. 2016 kehrte er nach Leipzig zurück, gründete seine heute dreiköpfige Naturgärten-Firma und ist mit ihr sowohl in der Messestadt als auch im Umland tätig.

Dazu Ortstermin in Zuckelhausen weit im Südosten Leipzigs. Ein fast ländliches Bild mit Siedlungen. Eines der Einfamilienhäuser mit Garten ist seit Wochen eine Baustelle von Oliver Franke. Es wird geflext, geklopft, geschnitten und immer wieder nachgemessen und gelotet. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Michael Simane legt er den Verandagrund mit Naturstein aus – Porphyplatten aus dem Trentino. Warum denn nicht den Porphyr gleich um die Ecke aus der Rochlitzer Gegend nutzen? Franke: „Hiesigen Porphyr bekommt man nicht als Polygonplatten, er wäre mehr für Mauerwerk verwendbar.“ Der Stein aus Norditalien sei außerdem satter in der Farbgebung und für Belagsflächen im Garten aus Frankes Sicht dauerhafter. Auch der Kunde wollte es so. Verfugt werden die Platten nicht mit Mörtel, die Lücken werden mit feinem Splitt verfüllt, dazu wird eine Fugenmischung aus trockenheitsliebenden Kräuterpflanzen wie Thymian, Mauerpfeffer und Hungerkraut angesät, welche schlussendlich die Fugen begrünt und wieder Leben anzieht. Umrahmt wird die Veranda von einer Trockenmauer aus Porphyrblöcken und schließlich gesäumt von einem Sandbeet, auf dem dann wärmeliebende mehrjährige Wildstauden wachsen. Im April soll alles fertig sein. [...]