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Raus aus der Unsichtbarkeit: Sir Mantis legt Debüt vor

Vor drei Jahren interviewte die KiPPE den Leipziger Rapper und Produzenten Sir Mantis schon einmal zu seinem Debütalbum, das eigentlich bereits 2019 erscheinen sollte. Warum es nun unter dem Titel „180 Grad“ veröffentlicht wird, erzählt der Künstler im erneuten Interview. Die am 28. August erscheinende Platte ist inhaltlich, sprachlich und musikalisch ein dichtes und komplexes Album geworden – satirische Sozialkritik auf brachial-experimentellen Beats – ein wichtige Veröffentlichung für die HipHop-Szene, die für Diskussionsstoff sorgen wird.

Interview: Sandy Feldbacher & Foto: © Bennet Henkel

KiPPE: Glückwunsch zum Album! Du startest dieses Jahr richtig durch – mit Single-Veröffentlichungen, Videos, Konzerten und Album-Release. Wie ist das gerade für dich?
Sir Mantis: Es ist ultra schön, hat aber noch gar nicht richtig angefangen. Ich bin dabei, mich aus der Unsichtbarkeit heraus zu kämpfen und habe das Gefühl, es ist seit Corona noch härter geworden, sich ins Gespräch zu bringen und gebucht zu werden. Aber dafür, dass ich mein Booking gerade selbst mache, sieht es richtig gut aus. Direkt nach unserem Interview mache ich los zum Splash-Festival. Dort bin ich zum ersten Mal! Ich freue mich gerade über alles, was passiert. Mir geht es super und ich mach das Ding noch größer. Demnächst bin ich auf dem Cover des Missy-Magazins und danach schaue ich mal, welche Booking-Agentur mich aufnimmt. Dann kriege ich hoffentlich auch endlich einen Wikipedia-Eintrag, nachdem der, den ich mal selbst verfasst hatte, wegen Irrelevanz gelöscht wurde. (lacht)

Das Album sollte schon „etwas“ früher erscheinen, warum hat sich die Veröffentlichung nochmal so gezogen?
2019 waren wir mitten in der Promotion-Phase für das schon fertige Album. Und dann ging es bei mir ungewöhnlich schnell, dass ich Hormone für meine Transition bekommen habe. Nach zwei Wochen Testosteron bin ich in den Stimmbruch gekommen und nach einem Monat klang ich schon hörbar anders. Es wäre total merkwürdig gewesen, in diesem Moment Musik mit der quasi alten Stimme zu veröffentlichen und zu wissen, dass das die Lieder sind, die die Leute hören und sich einprägen werden und ich danach aber mit einer neuen Stimme auf Tour gehe. Ich bin heute richtig froh, dass ich das nicht gemacht habe. Denn der körperliche Stimmbruch ist das eine, das psychisch zu verstehen ist das andere. Es hat lange gedauert, bis ich wieder Lust hatte, etwas mit meiner Stimme zu machen. Heute bin ich schon drei Jahre auf Testosteron, aber jetzt ist erst der Punkt, an dem ich mich neu erfinde. [...]