Menschenskinder!
Viele Kinder sind heute so genannte Digital Natives, d.h. sie wachsen mit Medien in einer digitalen Welt auf: mit dem Handy der Eltern, dem Tablet zum Serien schauen und Spielen sowie teilweise mit künstlicher Intelligenz wie die Assistenzen Alexa und Siri. Das sind Fakten, die neben aller berechtigter Skepsis auch Chancen bieten. Was prägt die gegenwärtige Kindergeneration außerdem und wie hat sich das Konzept Kindheit bis heute entwickelt? Die KiPPE hat nachgeforscht.
Text: Sandy Feldbacher & Foto: Pixabay
Entwicklungspsychologisch erstreckt sich die Kindheit von der Geburt eines Menschen bis zur Pubertät. Nach Definition der UN-Kinderrechtskonvention ist dagegen jeder Mensch unter 18 Jahren ein Kind. Wie auch immer, charakteristisch für die Gegenwart ist auf jeden Fall, dass die junge Generation in der Unterzahl ist: Am Anfang des 20. Jahrhunderts glich der Altersaufbau Deutschlands einer Pyramide, die Zahl der Menschen nahm mit zunehmendem Alter fast linear ab: Die Jüngsten waren in der Mehr-, die Ältesten in der Minderheit. Heute hat sich das Bild gedreht, Kinder und Jugendliche sind in der Minderheit und Erwachsenen bzw. Angehörige der älteren Generation bilden die Mehrheit. Sowohl diese demografische Imbalance als auch die traditionelle Annahme, dass Erwachsenen allein altersbedingt Kompetenzen zukommen, aufgrund derer sie sich über die Interessen und Wünsche von Kindern hinwegsetzen dürfen, begünstigt die Gefahr einer Diskriminierung der jüngeren Generation (auch Adultismus). Weil die Erwachsenen ihren Wünschen und Bedürfnissen mehr Ausdruck verleihen und sie etwa auch bei Wahlen durchsetzen können.
Dabei ist die Kindheit eine äußerst sensible Lebensphase. Kinder sind der Situation, in die sie hineingeboren werden, ausgeliefert und auf Hilfe und Schutz der Eltern oder anderer Bezugspersonen angewiesen. Mit dieser Konstellation müssen sie klarkommen, auch wenn sie schwierig ist. Dabei entwickeln Kinder Verhaltensmuster, die funktionieren und die teilweise unbewusst bis ins Erwachsenenalter wirken. Sind Kindern ungeschützt Leid ausgesetzt, besteht die Gefahr von schlimmen psychischen Verletzungen und Traumata. Es wird oft belächelt und als pseudowissenschaftliche Theorie altmodischer Freudianer/innen abgetan, dass die Kindheit einen großen Einfluss auf unser restliches Leben hat. Fakt ist, dass diese Theorie mittlerweile auch wissenschaftspsychologisch als erwiesen gilt. In der Kindheit erfahren wir unsere wichtigsten Prägungen, unser Wertesystem, unsere „Programmierung“. Eltern sollten sich jedoch nicht zu sehr davon unter Druck setzen, so lange Kinder liebevoll und geborgen aufwachsen. Denn neben den Eltern prägen Kinder auch Freundschaften, die Medien, individuelle Ereignisse und die allgemeinen Werte der Zeit, in der sie aufwachsen. [...]