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Leipzig, deine Wälder

Auf Urwaldexpedition in der Stadt

Wenn wir von Leipzigs Wäldern sprechen oder schreiben, dann ist fast immer nur der Auwald gemeint. Er durchzieht Leipzig wie ein grünes Band von Nordwest nach Süd. Ein Wald mit allem Drum und Dran inmitten der Stadt! Wo gibt’s das schon? Keine Ahnung, wie oft ich den Auwald schon durchradelt bzw. durchwandert habe. Zuletzt im Mai gab es wieder eine besondere Verwandlung. Der Bärlauch blühte und überzog das Grün wie einen Schneeteppich. Jedes Mal ein tolles Naturschauspiel. Noch vieles andere gibt es zu entdecken.

Text & Foto: Björn Wilda


Unser Auwald hat viele Reviere mit zum Teil seltsamen Namen: Die Nonne, Das verschlossene Holz, Die Gottge, Der Beipert, Streitholz, Der Horst, Die Gautzscher Spitze usw. Dann gibt es wieder einzelne, kleinere Wälder wie: In den Schönen, Die Lauer, der hintere Teil des Rosentals mit seinem Aussichtsturm, Der Bienitz oder das Stötteritzer Wäldchen. Wie grüne Inseln außerhalb des Auwaldes bereichern sie die Waldlandschaft der Stadt. All deren Namensherkunft zu erklären, würde wohl eine ganze Ausgabe füllen.

Lassen wir das, sondern gehen lieber gleich auf Entdeckungstour. Der Rosentalturm auf dem 25 Meter hohen Scherbelberg ist mir am nächsten – damit ist die Distanz zwischen ihm und meiner Haustür gemeint. Den 20 Meter hohen Aussichtsturm zu besteigen ist nicht ganz ohne. Er ist nicht schief, dafür wackelt er: Wenn allzu viele Füße hinauf- oder hinab wollen, erwacht er zum Leben. Nichts für schwache Mägen. Doch der Rundumblick dann ist phantastisch: Die Skyline der Innenstadt, die Kleingartenlandschaft von Möckern, das Leutzscher Holz (wie ein Fremdkörper davor das Klärwerk Rosental), Plagwitz und Lindenau und noch weiter dahinter die Hochhäuser von Grünau.
Zu Füßen des Hügels, den der Volksmund auch „Monte Scherbelino“ nennt, geht es zur Frühlingszeit ziemlich geräuschvoll zu. Dann ist Laichzeit (die schon im Spätwinter beginnen kann) im Teich, der sinnigerweise Froschteich heißt. Vom östlichen Uferweg aus reichen die ausladenden Äste von Laubbäumen über das Gewässer.

Über den Marienweg, der hier vorbeiführt, komme ich auf den östlichen Damm der Luppe, die nun im weiten Bogen vorbei am Auensee führt. Es ist mächtig was los auf dem schmalen, asphaltierten Damm, per Rad oder zu Fuß sind Ausflügler in Scharen unterwegs. Die ehemalige Deponie am Heuweg ist inzwischen zu einem üppig bewachsenen Hügel geworden. Weiter geht’s. Zu meiner Linken das Naturschutzgebiet Burgaue, zur Rechten naht der Schlosspark Lützschena, der sich wie ein dichter Wald mit besonders vielen Eichen präsentiert. Hier ist es so schattig, dass im Sommer angenehme Kühle auftreten kann. Wasserläufe, Teiche und Gräben, eine Fülle von Blütenpflanzen sowie verschlungene Wege machen diesem im englischen Stil 1822 angelegten Park so erlebnisreich. Südlich der Luppe, im Hänicher Holz bzw. im Domholz, zwei Objekte, die in ihrem Zustand unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist einmal Schlobachshof, einstmals mit Reithalle, Ställen, Quartieren und Gastronomie. Mehrmals hatte es mich auch hierhin verschlagen und ich habe die Pferde bewundert. Heute ist alles verwahrlost. Ein Lost Place inmitten der Natur. Doch wenn es nach der Stadt geht, nicht mehr lange. Sie stellt sich eine Umgestaltung des Geländes zu einem Infozentrum Auenlandschaft vor „unter Berücksichtigung des Natur-, Denkmal- und Hochwasserschutzes“, so Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke). [...]