Text: Elmar Schenkel & Foto: Huy Phan / Pexels
Während viele Menschen aus dem Westen mit sei es idealisierenden, sei es kolonialistischen Vorstellungen nach Asien gingen und gehen, gibt es auch den simplen Vorsatz, Asien schlicht geografisch zu bewältigen, ob mit Bahn, Bus, Auto oder Flugzeug, und dabei die Kulturen mehr als Beigabe mitzunehmen. Das war auch bei den ersten Weltumradlern der Fall. Das Fahrrad ist dabei von besonderem Interesse, weil es oft eine erste Kontaktaufnahme mit neuer Technik und damit einen Zusammenstoß von Zivilisationen ermöglichte. Als Jules Verne seinen Phileas Fogg mit Passepartout in achtzig Tagen per Schiff, Bahn und Elefant um die Erde jagte, bestieg der Amerikaner Thomas Stevens sein Hochrad und machte sich auf die erste Weltumradlung, die er sich von einer Radfahrzeitschrift finanzieren ließ, für die er seine „Blogs“ aus aller Welt schrieb. So radelte er durch die USA, Frankreich, an der Donau entlang, nach Istanbul und Teheran. Afghanistan erwies sich als großes Hindernis, und er musste Umwege über Russland und Pakistan suchen, um weiterzukommen. In China herrschte Ausländerfeindlichkeit, und er wurde als „fremder Teufel“ beschimpft, anders als in Japan, wo man ihn willkommen hieß. Sein abenteuerlicher Reisebericht „Around the World on a Bicycle“ (1887/8) wurde ein großer Erfolg. Er sollte weitere Abenteuer bestehen, so die Suche nach Henry Morton Stanley in Afrika, der wiederum Dr. Livingstone gesucht hatte. 1889 fand er den Verschollenen, der ihn begrüßte: „Sie sind doch Mr. Stevens, der um die Welt geradelt ist?“ Ein Jahr später finden wir ihn in Russland, wo er auf einem Mustang von Moskau bis zum Schwarzen Meer reitet und unterwegs Leo Tolstoi in Jasnaja Poljana besucht. Tolstoi begann einige Jahre später selbst mit dem Rad zu fahren. [...]