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„Ein dringend notwendiges Gefühl der Zugehörigkeit“

Straßenmagazine wie die KiPPE gibt es weltweit – auch in Mexiko. Das dort bislang einzige heißt „Mi Valedor“ und wird von wohnungs- und/oder arbeitslosen Menschen in Mexiko-Stadt verkauft. Arturo Soto ist der Pressesprecher und Fotoredakteur des Magazins. Im Interview erzählt er, wie das Projekt aufgebaut ist und wie die Corona-Pandemie den Verkauf beeinflusst hat.

Interview und Übersetzung: Alea Rentmeister & Foto: Arturo Soto


KiPPE: Seit wann gibt es „Mi Valedor“ und wie ist das Projekt entstanden?
Arturo Soto: Unsere Herausgeberin, María Portilla, hat eine Weile in England gelebt und dort die „Big Issue“ (britisches Straßenmagazin, Anm. d. Red.) kennengelernt. Sie fand das Projekt sehr interessant und hat deshalb Kontakt mit dem Gründer der „Big Issue“ und mit dem Internationalen Netzwerk von Straßenzeitungen (INSP) aufgenommen. Vor sechs Jahren hat sie dann „Mi Valedor“ in Mexiko-Stadt gegründet. Mittlerweile ist das Projekt hier anerkannt für die spezifische Arbeit im Prozess der sozialen Reintegration. Über die Jahre haben wir zudem ein treues Lesepublikum gewonnen: Da sich das Magazin besonders mit Kultur, Fotografie und Literatur beschäftigt, gilt es für viele als Sammelmagazin.

Wie ist das Projekt aufgebaut?
Aktuell gibt es 15 aktive und feste Valedores (mit dem Begriff gemeint sind sozial benachteiligte Menschen, die am Projekt teilnehmen, durch dieses unterstützt werden und das Straßenmagazin verkaufen, Anm. d. Red.) im Projekt. Wir unterstützen sie auf drei Weisen: Erstens bieten wir jeden Dienstag Weiterbildungen an, durch die sie Fähigkeiten, die sie durch die soziale Ausgrenzung verlieren, zurückgewinnen können. So geben wir zum Beispiel Computer-Workshops, aber auch Sprach- oder Fotografiekurse. Zweitens schaffen wir durch die Workshops und die Gemeinschaft im Projekt eine unterstützende Umgebung. Denn soziale Ausgrenzung kann dazu führen, dass man in Kreisen lebt, die nicht so gesund sind, in denen es viel Gewalt, Suchtprobleme und Einsamkeit gibt. Wir wollen daher eine Umgebung schaffen, die ein gesünderes Supportnetzwerk fördert. Der dritte Aspekt ist dann das Magazin: Die Valedores verkaufen das Magazin nicht nur, sondern erstellen auch eigene Inhalte: Das können Fotos oder auch Texte sein, die häufig durch Fotografien von bekannten Kunstschaffenden begleitet werden.

Wie finanziert sich „Mi Valedor“?
Wir finanzieren uns über Spenden der Zivilgesellschaft. Außerdem werden wir durch Unternehmen und Stiftungen unterstützt, mit deren Spenden decken wir unsere Betriebskosten und den Druck des Magazins. [...]