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Sprache, Sprüche & ihre Vielfalt

Das Geheimnis der Sprichwörter

Haben Sie schon mal was von Parömien oder Proverben gehört oder gelesen? Dabei gebrauchen wir sie fast täglich. Es geht um Sprichwörter. Wir haben sie in fast allen Lebenslagen und in vielen Situationen parat. Cervantes hat es mal ganz treffend auf eine kurze Formel gebracht: „Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet.“

Text: Bettine Reichelt & Foto: Pieter Bruegel der Ältere: Die niederländischen Sprichwörter, Gemälde, 1559 (Quelle: Wikipedia)


Manches sollte man nicht auf die lange Bank schieben, denn der frühe Vogel fängt den Wurm. Andererseits sollte man den Tag auch nicht vor dem Abend loben. Eines ist ja wohl klar: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und wie war das mit den Äpfeln? Klar, die fallen nie weit vom Stamm. Und man sollte freilich auch nicht von einem Birnenbaum erwarten, Äpfel zu bringen.

Und überhaupt: Das, was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Wenn das alle täten, dann sähe unsere Welt wohl anders aus. Aber leider sind wir mit Blindheit geschlagen, sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht und können das Brett vorm Kopf nicht abnehmen. Die Sonne bringt es an den Tag: Das Spiel mit Sprache und Wörtern fällt uns schwerer. Und doch: Das sprichwörtlich Gute ist nicht ganz aus der Mode gekommen, auch wenn es den meisten so unvertraut ist wie der Hahn, der am Morgen kräht und die Vögel, die es von den Dächern rufen. Ach nein, das waren ja die Spatzen, die pfeifen. Das Rufen gehört doch eher in den Wald. So wie man da hineinruft, so schallt es wieder heraus.

Aber woher kommen diese Worte, die man schnell einsetzen kann, einem manchmal ein Fünkchen Weisheit vermitteln, aber doch vor allem etwas mit der Entwicklung der Sprache zu tun haben – und so manchmal auch nur regional verständlich sind? Ist das alles in die Binsen gegangen?

Die bildreiche Sprache der Redensarten und Sprichwörter wanderte aus dem Lebensumfeld in die Sprache ein. Viele Redensarten bleiben erhalten oder zumindest verständlich, auch wenn das Lebensumfeld an sich nicht mehr dem entspricht. So verwies „sein Bäuerchen machen“ ursprünglich auf die Lebensart der Bauern, die am Tisch rülpsten. [...]