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Leipzig ABSEITS

Bereits zum zweiten Mal nahm die KiPPE an einem von Diakonie und Caritas organisierten Stadtrundgang zur Wohnungslosigkeit in Leipzig teil. Unter anderem mit Blick auf die Covid19-Pandemie gab es auf der Route durch die Stadt viel zu erfahren.

Text & Foto: Sandy Feldbacher


Teekeller Quelle
Treff- und Startpunkt des etwas anderen Stadtrundgangs an einem Samstagnachmittag Anfang September ist erneut der Teekeller Quelle in der Michaeliskirche. Dieser gilt passenderweise, wie Sozialarbeiterin Gerit Schleusener erklärt, als Ursprungsort des Wohnungslosenhilfesystems in Leipzig. Zur Begrüßung erzählen Lucia Henneke vom Fachdienst Gemeindecaritas und Marie Felicitas Busch von der KirchenBezirksSozialarbeit der Diakonie Leipzig, wie sehr es ihnen am Herzen liegt, dem sichtbarer werdenden Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit in Leipzig Raum zu geben. Betroffene sollen dadurch ein Sprachrohr erhalten, ohne vorgeführt zu werden. Vielmehr sei es der Wunsch, Begegnungen zu schaffen. Deshalb sind beim Rundgang auch zwei wohnungslose Menschen dabei, die den Fragen der interessierten Teilnehmenden Rede und Antwort stehen.
Der Teekeller ist ein offener Treff für Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Seit 2019 und insbesondere seit der Corona-Pandemie habe sich, wie Gerit Schleusener berichtet, die aufsuchende Hilfe des Teekellers stark entwickelt: Ehrenamtliche verteilen derzeit mittwochs und sonntags Lebensmittel und Hygieneartikel an Obdachlose im Bahnhofsumfeld, und ein Arzt aus der Michaelis-Friedens-Kirchgemeinde versorgt die Kranken unter ihnen einmal pro Woche. Im Teekeller selbst dürfen sich nach der pandemiebedingten Schließung mittlerweile wieder maximal zehn Personen aufhalten, zeitlich getaktet essen sowie an den regelmäßigen Impulsabenden teilnehmen. Zusätzlich werden dienstags und donnerstags ab 18 Uhr Brötchen aus dem Fenster nach draußen verteilt.

Punkwerxxkammer
Nächste Station ist die Punkwerxxkammer in der Berliner Straße. Hier – in einer alten Autowerkstatt – leben aktuell acht ehemals obdachlose Jugendliche und jung Gebliebene, die sich als Verein selbst organisieren, um von Wohnungslosigkeit Betroffenen zu helfen. Bea und zwei ihrer Mitbewohner empfangen die Gruppe. Momentan sind sie schwer mit Renovierungsarbeiten beschäftigt, um das alte Objekt zu sichern. Daneben sind sie AnSchleuselaufstelle für obdachlose Punks, sammeln und geben Sachspenden weiter, stehen in Kontakt mit anderen Hilfestellen und betreiben einen Punkertresen. „Das Prinzip Arbeit, Wohnung, Familie haben wir lang genug probiert, auch Übernachtungshäuser sind nichts für uns. Die Punkwerxxkammer hier ist unser Traum“, erzählt Bea. Leider sei derzeit unklar, wie lange sie den noch leben können, da eine Mietvertragsverlängerung ausstehe. Vom Lockdown seien sie insofern betroffen gewesen, dass das Schnorren sehr schlecht lief, weil kaum Menschen auf der Straße gewesen seien. Dafür hätten sie viele Sach- und Essensspenden erhalten. Momentan benötigten sie vor allem Baumaterial. [...]