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Meinungsfreiheit

„Wer andere diskriminiert, soll sein Maul halten!“

Wir haben Menschen aus Leipzig und Umgebung zu ihren Gedanken zum Thema Meinungsfreiheit sowie deren Grenzen befragt.

Umfrage: Margarete Arendt und Sandy Feldbacher & Foto: Pixabay


Margarete, 21, KiPPE-Praktikantin
Für mich ist die Meinungsfreiheit eine der wichtigsten Grundsätze unserer Demokratie. Die Freiheit, sich eine Meinung zu bilden und diese auch öffentlich zu vertreten. Das bringt uns als Gesellschaft voran, das ermöglicht Fortschritt und Vielfalt.

Leider hat sich in meinen Augen das Verständnis von Meinungsfreiheit einiger Mitglieder unserer Gesellschaft etwas verschoben. In sozialen Netzwerken, in Alltagsgesprächen und zum Teil auch in den Medien scheint alles erlaubt zu sein. Frei nach dem Motto „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ werden wilde Thesen in den Raum gestellt, hinter denen oft purer Rassismus oder Sexismus steht, und die Mitglieder unserer Gesellschaft diskriminieren oder beleidigen. Auch vor wissenschaftlichen Fakten wird kein Halt gemacht: Ein Fakt ist plötzlich nur noch eine Meinung, eine Position, die man einnehmen kann, oder gegen die man wettern kann, ganz wie es einem beliebt. Das gefährdet unsere Gesellschaft.

Ich würde mir wünschen, dass wir wieder mehr an einem Strang ziehen. Dass die wissenschaftlichen Fakten als Leitlinien akzeptiert werden und die Meinungsfreiheit uns eine respektvolle und bereichernde Diskussion ermöglicht, wie wir als Gesellschaft mit Fakten umgehen.

Anika, 25, Sozialarbeiterin
Beim Thema Meinungs- und Pressefreiheit denke ich zuerst daran, wie hoch der Preis für einige Menschen ist, die von ihr Gebrauch machen – und das sogar in der westlichen Welt. Ich denke zum Beispiel an Julian Assange und Edward Snowden, die für ihre Enthüllungen von sogenannten Rechtsstaaten verfolgt und angeklagt werden. Oder an Roberto Saviano, dessen Buch über die italienische Mafia so viel Aufsehen erregte, dass er seit Jahren auf der Flucht und nur noch unter Polizeischutz leben kann. Ich denke an all die Journalist/innen, ob in Europa oder anderswo in der Welt, die für ihre Arbeit angeklagt, eingesperrt oder sogar ermordet wurden.
In Deutschland sind wir recht privilegiert, wenn es um Meinungsfreiheit geht. Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass es heute um die Meinungsfreiheit sehr viel besser bestellt ist als z.B. in der DDR. Ich denke, dass wir sie nicht als selbstverständlich sehen dürfen und sie verteidigen müssen. Denn leider gewinnen Gruppierungen, die nicht so viel von Meinungsfreiheit halten, in ganz Europa immer mehr Zuwachs. Meinungsfreiheit bedeutet für mich nämlich auch, dass jede/r nach seinen Wünschen leben darf und dafür keine Repressalien fürchten muss. Denn sie äußert sich nicht nur in freien Worten, sondern auch in gelebten Ideen und Lebensentwürfen. [...]