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Das Sehnen färbt die Stimme ein

Uschi Brüning, geboren 1947 in Leipzig, ist eine deutsche Jazz- und Soulsängerin mit einzigartiger Stimme. Anfang des Jahres veröffentlichte sie ihre Autobiographie. Ihre wichtigsten Förderer und Wegbegleiter waren Manfred Krug und der Jazzmusiker Ernst-Ludwig Petrowsky, mit dem sie heute verheiratet ist. Die Leipziger Radiomacherin Katja Röckel alias Mrs. Pepstein traf sie bei der Feministischen Sommeruni in Leipzig und interviewte sie für Ihre Sendung „Mrs. Pepsteins Welt” bei Radio Blau. Uns stellte sie das Interview freundlicherweise zum Abdrucken zur Verfügung.

Foto: © Kristin Schley


Katja Röckel: Frau Brüning, Sie sind in Leipzig aufgewachsen. Wie ist es für Sie, hier zu sein?
Uschi Brüning: Ich habe nicht mehr so eine große Beziehung zu Leipzig. Die Mutti lebt nicht mehr, meine Wallfahrtsstation – ihre Wohnung – wurde abgerissen, und ich habe mich dann seelisch mehr in Berlin eingerichtet. Leipzig ist heute eine neue Stadt für mich.

In diesem Jahr ist Ihre Autobiografie „So wie ich“ erschienen. Inwiefern ist das Buch, in dem Sie von Ihrem Leben als Musikerin erzählen, wichtig für junge Musikerinnen heute?
Ich denke, es kann dem Vergleich, der Kenntnisnahme und Information dienen. Wir beziehen auch das Leben in der DDR mit ein, weshalb es nicht nur eine Biografie, sondern auch eine kleine Dokumentation ist, die interessant sein könnte für die Nachgeborenen.

Wie sind Sie professionelle Musikerin geworden? Sie beschreiben in dem Buch, dass das Singen für Sie immer ein „Überlebensmittel“ war.
Ich habe immer gesungen und das hat nie nachgelassen. Schon als zwölfjähriges Mädchen hatte ich den Traum, irgendwann mal groß und berühmt zu werden. Dann habe ich in einer Amateurband gespielt und irgendwie eilte mein Ruf bis nach Berlin und Klaus Lenz fragte mich ganz direkt, ob ich als Berufssängerin in seine Band einsteigen wolle. Das war nicht irgendeine Band. Lenz war etwas ganz Berühmtes und Besonderes – da sagt man einfach nicht nein, wenn es einem ernst ist. Also habe ich zugesagt und es nie bereut.

In der Musik, die Sie auch heute noch machen, hört man sehr viel Melancholie, zum Beispiel auch in dem Burt-Bacharach-Klassiker, den Sie mit „So wie ich“ covern. Woher kommt diese Melancholie, die ja auch in Ihrer Stimme ist?
Das war mir noch gar nicht so bewusst. Die kommt natürlich aus meiner Biografie. Meine Mutter hat meine Schwester und mich allein großziehen müssen und war oft nicht da. Und ich habe sie von Kindesbeinen an sehr vermisst, auch als ich schon erwachsen war. Das ist diese ewige Sehnsucht nach Liebe, die ich suchte und die ich heute noch suche. Ich bin zwar völlig aufgefangen von meinem Mann, aber das Sehnen nach etwas Besonderem, dieses „da muss doch noch etwas kommen“, das ist nicht weggegangen und das färbt die Stimme ein. [...]