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Identität vs. Globalisierung?

Wie die Welt zum Dorf wurde

„Globalisierung“ – dieser Begriff geistert nun schon seit einigen Jahren durch die Medienlandschaft und wird stets kontrovers diskutiert. Dabei gehen die Meinungen weit auseinander: Die Befürworter sehen in ihr die Möglichkeit zur kulturellen Annäherung, zum Austausch von Interessen und Werten und verbinden sie mit weltweitem Wirtschaftswachstum. Die Kritiker fürchten vor allem die Macht der „Global Player“, den Verlust von regionaler Vielfalt, Kultur und Identität sowie eine Vergrößerung der Schere zwischen Arm und Reich. Da wir in der aktuellen Ausgabe die Globalisierung und die damit verbundene Frage nach Identität thematisieren, ist es zunächst wichtig, diese Begriffe genauer zu betrachten und vielleicht mit einigen Unklarheiten aufzuräumen.

Text: Maria Schwaß & Foto: Pixabay


Der Begriff Globalisierung bezeichnet die Zunahme internationaler Verflechtungen, beispielsweise auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene sowie in Bezug auf Umwelt und Kommunikation. Diese Entwicklung kann sowohl Individuen untereinander betreffen, z. B. durch die weltweite Vernetzung durch soziale Medien, kann aber auch für ganze Gesellschaften, Staaten oder Institutionen gelten. Die Ursachen für die Globalisierung reichen zurück in das 19. Jahrhundert, in welchem die Grundlage für die heutige Reichweite von Kommunikation und Wirtschaft gelegt wurde. Durch erhebliche Fortschritte in Industrie und Technik zu Zeiten der Industriellen Revolution wurde es möglich, schneller und billiger Waren zu befördern, beispielsweise durch die Erfindung der Eisenbahn, des Automobils und des Flugzeugs. Dadurch internationalisierte sich der Handel und damit einhergehend wuchs man auch auf politischer Ebene zusammen. Besonders in den letzten 50 Jahren ist der Exporthandel weltweit massiv angestiegen und wird durch Liberalisierungen in der Handelspolitik, vereinheitlichte Produktionsnormen und Abschaffung von Binnenzöllen befördert.
Entscheidend ist heutzutage zudem vor allem die sogenannte „Digitale Revolution“ des ausgehenden 20. Jahrhunderts, welche uns ermöglicht, durch Computer, Smartphones etc. ständig Informationen weltweit abzurufen, uns über soziale Medien zu verbinden, womit teilweise eine Partizipation auf politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene ermöglicht wird. Auch im globalwirtschaftlichen Bezug sind Neuerungen im Softwarebereich und besonders in der Forschung an künstlicher Intelligenz ein treibender Faktor für die Globalisierung.

Sicher, diese internationale Vernetzung bringt einige Vorteile mit sich: Beispielsweise waren soziale Medien eins der wichtigsten Mittel zur Selbstermächtigung der Menschen während des Arabischen Frühlings und bringen auch andernorts Menschen in Massenbewegungen zusammen. Sie stellen also gewissermaßen mittlerweile eine neue Instanz der Macht, einen neuen Pfeiler der Demokratie dar. Auch internationale Organisationen wie die UNO oder NGOs wie Amnesty International können nur global agieren, weil die Welt vernetzt ist. Dadurch kann z.B. der Internationale Gerichtshof, welcher ein Teil der UNO ist, in Fragen des Völkerrechts international bindende Rechtsprüche erlassen und trägt dabei zur Umsetzung von Menschenrechten bei. [...]