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Fotografie, Fotografie

Mit der Kamera durch die Welt

Die freiberufliche Leipziger Fotografin Dagmar Franke ist weit über 50 Jahre und immer noch nicht müde, weltweit in Mehrbettzimmern zusammen mit unzähligen Backpackers, auf Strohmatten in einer Zulu-Hütte oder inmitten der Wüste unter´m Sternenhimmel ihr müdes Haupt niederzulegen. Immer häufiger zieht sie auch direkt in das Privatleben einer Familie ein, um so Land und Leute live und unmittelbar zu erleben. Was treibt diese zierliche Frau dazu, alleine durch die Welt zu reisen, die Kamera immer „schussbereit“? Hier ihre Eindrücke und Erfahrungen.

Text & Foto: Dagmar Franke


Was mich treibt? Ganz einfach: Ich bin angetrieben von Neugier! Neugierig auf die Landschaft, Architektur, aber vor allem auf die Menschen in den 36 unterschiedlichsten Ländern, die ich bisher bereiste. Will ein klein wenig eintauchen in deren Alltag, mit ihnen Kontakt aufnehmen und so von ihren Sorgen, Nöten, den Freuden und teils ganz anderen Lebensansichten und Lebensweisen erfahren. Dabei lerne ich sehr viel und so ganz nebenbei mehr und mehr über mich selbst, meine Herkunft oder eben auch, wie Deutschland von außen wahrgenommen wird. Es ist irgendwie immer auch eine Reise zu mir selbst. Dabei hinterfrage ich meine eigenen Lebensmuster, Gedanken, Gefühle etc.

Die Begegnungen mit unbekannten Menschen sind mir wichtig, und da diese sehr selten so intensiv zustande kommen, wenn man gemeinsam reist, begebe ich mich solo und offenen Herzens auf den Weg. Lerne vorher ein wenig Xhosa, Zulu, Afrikaans, Spanisch und Englisch sowieso – kann ja nicht schaden!

Auf diese Weise gelingt es mir, Menschen in ihrem privaten Umfeld und so authentisch wie möglich zu fotografieren. Ich nutze verschiedene Herangehensweisen, um Portraits zu gestalten. Am liebsten sind mir die ungestellten Aufnahmen, heißt, ich entdecke eine Person in einer Situation, die man so gar nicht „stellen“ würde oder könnte. Das ist für mich die spannendste Variante. Denn sie ist unverhofft. Hier heißt es natürlich, sehr schnell zu sein, manchmal bleiben mir da nur zwei, drei Sekunden, und das Bild muss „im Kasten“ sein. Denn sobald ich bemerkt werde, verändert sich die Haltung, der Gesichtsausdruck etc. Dann ist es ein ganz anderes Foto, eines, das ich nicht so interessant finde. Wenn es möglich ist, spreche ich diesen Menschen dann an und frage, ob es für sie oder ihn in Ordnung ist, dass ich diese Aufnahme gemacht habe. Zeige ich ihnen das Bild, sind sie meist sehr erstaunt und lächeln. Manchmal ist das aber auch nicht möglich, weil ich zum Beispiel im Auto oder Bus mitfahre oder der, den ich fotografiert habe, auf einem Lkw, Boot oder auf einem Pferdekarren sitzt.
Indem ich das jeweilige Land besuche und mit den Einheimischen direkt in Kontakt komme, erhalte ich viele Möglichkeiten. So war ich zum Beispiel auf einer Tour durch die Wüste des Sinai (Ägypten) mit einem Kamel unterwegs in Begleitung eines Beduinen. Da dies im Oktober war und gerade ein großes Fest – ähnlich wie bei uns das Weihnachtsfest – in meine dortige Aufenthaltszeit fiel, fragte er, ob wir einen Abstecher zu seiner Familie machen könnten, damit er daheim bei dem Fest dabei sein kann. Das kam mir natürlich sehr entgegen, und auf diese Weise konnte ich die ganze große Familie kennenlernen und durfte natürlich auch fotografieren – was bei den Beduinen nicht ganz so beliebt ist: Wenn ein Tourist einfach daher kommt und seine Kamera zückt, sind sie wenig begeistert. [...]