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Kultursommer – Sommerkultur

Zwischen Angst und Liebe

Was haben Baulärm, Streit und Spielplan miteinander zu tun? Alle drei beschäftigt derzeit das Schauspiel Leipzig. Und zeigt, wie und wohin es demnächst langgeht mit dem Theater der Stadt. Soviel sei schon gesagt: Auch der Sommer hat vor der neuen Spielzeit mit ihrem Motto „Angst oder Liebe“ was zu bieten und überhaupt: Die Auslastung ist gestiegen, alles läuft in guten Bahnen. So jedenfalls die Aussagen von Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke und Intendant Enrico Lübbe, die sie als Bilanz und Ausblick des Schauspiels Leipzig zum Besten gaben.

Text: Björn Wilda & Foto: Rolf Arnold/Schauspiel Leipzig


Egal, ob vor der Sommerpause noch geprobt oder besprochen wurde, die derzeit im Haus herrschende Geräuschkulisse verlangt starke Nerven und Geduld. Von den Schauspielern, dem Personal und den Klubs gleichermaßen. Presslufthämmer geben die durchdringenden Begleittöne.
Man kann diese Geräusche jedoch auch als Zukunftsmusik werten: Denn dort, wo bisher die „Baustelle“ im Erdgeschoss zu Performances oder zu solch beliebten Reihen wie „Kitsch und Krempel“ einlud, wird demnächst endlich die „Diskothek“ als kleine Spielstätte mit rund 120 Plätzen die Besucher erwarten. Im kommenden November soll der Saal, dessen Umbau 4,6 Millionen Euro gekostet hat, übergeben werden. Das war einer der neuen Termine, die Schauspiel-Intendant Enrico Lübbe für die Spielzeit 2017/18 ankündigte. Die neue Spielstätte will ihren Blick über Uraufführungen hinaus erweitern auf europäische junge Dramatik sowie neue Konzepte von Autorschaft. Dabei stehen acht Premieren, u. a. die deutschsprachige Erstaufführung von E. L. Karhus „Prinzessin Hamlet“, auf dem Spielplan. Mit dem Bühnenbild zu Elfriede Jelineks „Wolken.Heim“ entsteht zur Eröffnung der Diskothek die erste Theaterarbeit des Leipziger Malers Titus Schade.

Doch ehe die neue Saison beginnt, gibt es bereits in diesen Wochen bis in den August hinein vor echter, barocker Kulisse Komödienkost. Das Sommertheater vor dem Gohliser Schlösschen präsentiert Marivaux‘ Klassiker „Der Streit“ (Regie: Bruno Cathomas), in dem es um die Verwirrung der Gefühle von zwei Frauen und zwei Männern geht. Da wird selbst der Straßenraum vor dem Schlosshof zur Bühne mit allerlei Turbulenzen.
Ist das jährliche Sommertheater des Schauspiels ohnehin ein Publikumsrenner, so erhoffen sich Enrico Lübbe und Chefdramaturg Torsten Buß mit der neuen Spielzeit und seinem gegenpoligen Motto „Angst oder Liebe“, für die insgesamt 26 Premieren und 19 Wiederaufnahmen geplant sind, genauso großen Zuspruch. Die Zeichen dafür scheinen günstig zu sein. Die letzte Spielzeit erreichte fast 80 Prozent Auslastung, davor waren es 75 Prozent. Das erfreut natürlich auch Kulturdezernentin Skadi Jennicke, die davon sprach, dass das Theater wieder „in der Stadtgesellschaft verankert“ sei. [...]