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Motor Wirtschaft

Leipzigs Wirtschaft gestern und heute – ein Überblick

Leipzigs Industrialisierung begann im europäischen Vergleich verzögert, entwickelte sich dann jedoch rasant. Zweiter Weltkrieg und Wiedervereinigung bildeten später tiefe Einschnitte, wovon sich die hiesige Wirtschaftslandschaft nur sehr langsam erholte. Heute steht sie allerdings wieder äußerst vielversprechend da.

Text: Sandy Feldbacher


Schweres Erbe der Völkerschlacht
Die Völkerschlacht im Jahr 1813 und ihre Folgen lähmten die wirtschaftliche Entwicklung Leipzigs im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Erst um 1830 kann man die Anfänge der Industrialisierung im Leipziger Raum beobachten. Zuvor war die Stadt vor allem Handels- und Messestadt und hatte lediglich in den Wirtschaftszweigen des Verlagswesen und des Buchdrucks sowie der Rauchwarenverarbeitung nennenswerte Bedeutung.

Aufbruch ins Industriezeitalter
Gefördert wurde Leipzigs industrieller Aufschwung durch die Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahnfernverbindung zwischen Leipzig und Dresden im Jahr 1839. Weitere Eisenbahnlinien ließen schon bald einen Eisenbahnknotenpunkt entstehen. Aber auch Unternehmer wie der Leipziger Dr. Carl Erdmann Heine (1819–1888) trieben die Industrialisierung Leipzigs wegweisend voran. Der Visionär legte das sumpfige Gebiet westlich der Innenstadt trocken, erwarb dort große Flächen und nutzte sie für Industrieansiedlungen und Wohnungsbau. Der Bau eines Kanals, der zur Schaffung einer Schifffahrtsstraße von Leipzig nach Hamburg führen sollte, blieb zwar Vision, doch Heines Engagement verhalf der Leipziger Industrie dennoch zum stürmischen Aufbruch.
Nach dem Aufstieg zur kapitalistischen Großstadt (1870 hatte Leipzig 101 272 Einwohner, 1910 bereits 590 000) mit bedeutender Industrie wurden im Wirtschaftsleben der Stadt die Metall verarbeitende Industrie und der Maschinenbau (Dreh-, Druck-, Landmaschinenbau) führend. Daneben behielt das polygraphische Gewerbe weiterhin große Bedeutung, gefolgt von der Textilindustrie, dem Baugewerbe, der chemischen Industrie und später dem elektrotechnischfeinmechanischen Gewerbe. Im Umland wurde seit dem 19. Jahrhundert Braunkohle abgebaut, zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam hier die chemische Industrie hinzu.

Buchstadt Leipzig
Seit dem 18. Jahrhundert war Leipzig das Zentrum der deutschsprachigen Verlags-, Buchhandels- und Druckereilandschaft. Im Jahr 1900 waren etwa 2000 Firmen des Buchgewerbes im Graphischen Viertel angesiedelt. 1943 wurde bei einem Bombenangriff, der unter anderem diesen Stadtteil traf, die wirtschaftliche Basis der Buchstadt zerstört. Nach dem Krieg veranlassten die US-Amerikaner einige Verleger dazu, ihre Firmen in Westdeutschland neu zu gründen. Die meisten Stammhäuser in Leipzig wurden in der DDR-Zeit verstaatlicht. In diesen Jahrzehnten konnte das Graphische Viertel noch einmal ein Stück weit an seinen einstigen Ruhm anknüpfen: In den noch vorhandenen Verlagen und Druckereien wurden mit Hilfe der noch vorhandenen Maschinen – unter der sowjetischen Besatzung waren zahlreiche Druckmaschinen als Reparationsleistungen in die UdSSR verschickt worden – wieder Bücher hergestellt und Leipzig wurde zum bedeutendsten Buchstandort in der DDR. Doch nach der Wiedervereinigung kehrten die nach Westdeutschland abgewanderten Verlage bis auf wenige Ausnahmen nicht, wie manche gehofft hatten, nach Leipzig zurück, sondern übernahmen in der Regel lediglich die ehemaligen Volkseigenen Betriebe als Filialen am einstigen Firmensitz, die größtenteils nach und nach wieder geschlossen wurden. Heute gibt es eine kleine lebendige Verlagsszene in Leipzig, wie eine KiPPE-Serie zeigte. Der einstige DDR-Zwischenbuchhandelsriese LKG wurde 2009 als stark verkleinertes, aber wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen an die KNO Verlagsauslieferung verkauft. [...]