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Die Schattenseite der Traumfabrik

Am 26. Februar dieses Jahres blickte die ganze Welt wieder einmal nach Hollywood: Denn genau da wurden zum 89. Mal die begehrten Oscars verliehen. Schauplatz der glamourösen Veranstaltung war wie gewohnt das Dolby Theatre in Los Angeles. Das Knistern war schon Wochen vorher in der Stadt zu spüren, die Medien pushten das Ganze noch einmal gewaltig… Kein Wunder! Schließlich waren hier wieder Mega-Stars wie Nicole Kidman, Ryan Gosling, Meryl Streep, Denzil Washington oder Emma Stone am Start. Nirgendwo sonst gibt es schönere Roben, fitgespritztere- und zurechtgeschnürtere Leiber, aufwändigere Danksagungen, Heuchel- und Sticheleien sowie ausschweifendere Partys.

Text: Jens Rübner & Foto: Hollywoodsign.org


Doch die Fassade täuscht: Die Schattenseiten der Traumfabrik – Geldgier, Lügen, verletzte Eitelkeiten – sind dicht mit der Glamour- und Glitzerwelt verwoben. Aber was zeigen sie? Oder anders: Was weiß das Kino, was wir nicht wissen? Die amerikanischen Filme, zumindest die meisten davon, waren und sind technisch perfekt gemacht, sie waren und sind emotional, sie weckten und wecken Sehnsüchte, ließen und lassen träumen, boten und bieten Zuflucht und Lebensfreude – auch oder gerade in schwierigen, komplizierten Zeiten. Vielleicht waren oder sind die Gefühle, die diese Filme wecken, oft auch nur ein Selbstbetrug, und somit falsch. Zumindest wecken sie Empfindungen. Nur so ist die Wirkungskraft des Kinos zu erklären. Das ist nicht immer kalkulierbar – eine Gefahr oder eine Herausforderung, der sich Filmemacher und starke Finanziers sicher jederzeit sehr wohl bewusst sind.

Skandale, Zensur, Drogen, Vergewaltigungen, grausame Morde, Verfolgungsjagden hinter den Kulissen von Hollywood. Für viele von uns nichts Neues! Von der Tragik und dem Spektakel in den eigenen vier Wänden soll folgende wahre Geschichte über die viel gepriesene Traumfabrik erzählen. Die Geschichte beginnt 1923, als die Buchstaben von HOLLYWOODLAND auf den Hügeln über der Stadt der Engel, Los Angeles, aufgestellt werden, um für zum Verkauf stehende Grundstücke zu werben. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass dieser riesige Schriftzug zum Symbol der amerikanischen Filmindustrie werden würde. Am Fuße der Hügel entstand auf den einst vorherrschenden Citrus-Plantagen eine aufstrebende (Film-)Stadt. Die Filmindustrie des späteren Hollywoods wurde an einem bis dato unbekannten Ort entwickelt, an dem es nichts gab außer Zitronen. Somit haben die Film-Menschen ihr eigenes Universum erschaffen. Fortan zählte nur, was auf der Leinwand geschah. Die Filmstudios waren und wurden immer mächtiger. Sie waren die größten Arbeitgeber zu jener Zeit und schufen ein Produkt, das weltweit Beachtung fand.

Mit Entsetzen verfolgen die einflussreichen Sittenwächter die Skandale der noch jungen Filmstadt, die regelmäßig das moderne Babylon erschüttern, und fordern einen Boykott gegen Hollywood, seine verderbten Sitten sowie den Schmutz und Schund, den die „Filmleute“ produzieren. Die Frage, welchen Einfluss das Kino auf die Gesellschaft hat, wird heftig diskutiert. Anfang der 1930er Jahre rüsten die katholischen Tugendwächter so massiv gegen Hollywoods Sittenverfall auf, dass die Studios sich in ihrer Existenz bedroht sehen. Die mächtigen Filmbosse haben keine andere Wahl, als sich einem Moralkodex zu unterwerfen. Der Hays Code oder Production Code, ähnlich wie in Deutschland die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK), war eine Zusammenstellung von Richtlinien zur Herstellung von US-amerikanischen Spielfilmen im Hinblick auf die moralisch akzeptable Darstellung besonders von Kriminalität und sexuellen Inhalten. [...]