Dianas unstetes Leben - Nach Ausstieg Halt in drogenfreier Wohngemeinschaft gefunden
Wir sind zu Gast bei Diana, ihren weiteren Namen möchte sie nicht nennen, aber sie ist bereit, über ihr bisheriges Leben mit Drogen und über den Ausstieg zu erzählen. Ein Leben wie auf einer Achterbahn, aber mit der Chance zum Abbremsen im rechtzeitigen Moment. Weil es Angebote der Hilfe gibt.
Wechsel von einem Ort zum andern
Der kleine Max hat das Wohnzimmer fest im Griff. Selbst wenn er nicht zu Hause ist, sondern tagsüber mit anderen Kindern beim Tagesvater, hinterlässt er seine unübersehbaren Spuren. Der bunte Teppich zeigt eine Autorennstrecke, in einer Ecke des Raumes steht ein Dreirad, auf der Couch liegen Spielsachen, ein Plüschtier schaut aus einem Regal herunter.
Zwar hat Max sein eigenes Zimmer, doch Mutter Diana hat ihn so oft wie möglich um sich. Eine Konstante, eine Bindung soll bleiben, die der 34-jährigen Mutter in ihrer Kinder- und Jugendzeit versagt geblieben ist. Ihre Konstante zuvor war das unstete Leben, das auch viele Wohnorte kannte. Nun lebt sie hier im Leipziger Westen unweit der Karl-Heine-Straße mit ihrem zweijährigen Sohn sowie einem Mitbewohner seit fast einem Jahr in einer drogenfreien Wohngemeinschaft – drei Zimmer, Küche, Bad. Für 364 Euro Warmmiete inklusive Strom. Die Miete geht an das SZL Suchtzentrum, das die Wohnung für sie und ihrem Sohn vermittelt und bereitgestellt hatte.
Und hier will sie so etwas wie einen Ruhepunkt finden, soweit es geht endlich auf eigenen Füßen stehen, den Alltag meistern und Max eine verlässliche Mutter sein. Ihre beiden anderen Kinder, Celine und Connor, leben bei ihren Vätern.
Halt, den sie selber bräuchte
Diana muss ziemlich lange überlegen, wie oft sie eigentlich schon Wohnungen, Unterkünfte, Quartiere gewechselt hat. Das war verbunden mit Ortswechseln. Die gebürtige Altenburgerin spricht von einer Kindheit, die es für sie eigentlich nicht gab, „verkorkst eben“, wie sie nüchtern feststellt. Begleitet mit Momenten des Aufbegehrens gegenüber Erwachsenen. Trennung der Eltern, die Mutter erkrankte an Schizophrenie, da ist Diana, die Zweitälteste, für die anderen vier Geschwister der Halt, weil sie sich stark zeigt. Im Glauben, wirklich stark zu sein.
„Aber einen Halt hätte ich selber gebraucht“, blickt sie zurück.
Da ist auch viel Abenteuerlust, nur raus aus der Mühle der Verantwortung, die sie nicht mehr haben will. Mit 17 kommt sie erstmals mit Drogen in Kontakt, sie raucht Gras, mit 19 kommt Ecstasy hinzu. Die bunten Pillen machen euphorisch. Und bis Crystal ist es nur noch ein kleiner Schritt, einen Anlass findet sich immer. Bei Diana ist es ein Festivalbesuch irgendwo im Thüringischen und dann ein Discobesuch. Doch der Abend verläuft irgendwie schief, nicht so wie sie ihn sich vorgestellt hat, und aus Frust und Neugier erliegt sie dem Crystal. Nach der Einnahme ist sie wieder voll drauf. Sie teilt sich eine Wohnung mit einem Mann, „da wurde gehehlt und gedealt“, erzählt Diana nicht ohne Sarkasmus. „Es war so einfach, an Drogen ranzukommen.“ [...]