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Hohe Flora, flache Hierarchien

Cornelius Heimstädt von Annalinde im Interview

Im Leipziger Westen geht einiges. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet seit vier Jahren das soziale Landwirtschaftsprojekt Annalinde gGmbH. Neben dem Gemeinschaftsgarten in der Zschocherschen Straße hat das Team mittlerweile eine alteingesessene Stadtgärtnerei übernommen und plant außerdem eine interkulturelle Streuobstwiese. Daneben gibt es zahlreiche spannende Angebote und Projekte zu entdecken – die KiPPE ließ sich einen kleinen Überblick geben.

KiPPE: Wie bist du zu Annalinde gekommen?
Cornelius Heimstädt: Ich bin seit 2013 dabei. Vorher hatte ich mein Medizinstudium abgebrochen, suchte nach einem Lückenfüller und habe ein Praktikum bei Annalinde angefangen. Heute studiere ich Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Derzeit mache ich mein Praxissemester hier.

Wie ist Annalinde entstanden?
Gegründet wurde das Projekt 2011 von Dominik Brenner und Jakob Ottelinger. Dominik ist studierter Sozialpädagoge, Jakob Medienpädagoge. Nach dem Studium wollten sie keinen Bürojob machen und haben nach einer passenden Möglichkeit gesucht, ihre Ideen umzusetzen. Schließlich kamen sie auf den Garten und haben über eine Anzeige Gärtner gesucht. Darauf haben sich Phillip und Juri gemeldet, zwei Gartenbauingenieure. Phillip ist heute immer noch hauptberuflich dabei, und Juri ist neben seinem Job im Gemeinschaftsgarten in der Zschocherschen Straße aktiv, mit dem ja alles angefangen hat. 2013 kam die Fläche zwischen Lützner und Demmeringstraße dazu, eine alte Stadtgärtnerei die schon seit 1982 im Betrieb ist, wo wir vor allem Gemüse anbauen. Das Gärtnerehepärchen ist damals in Rente gegangen, und der neue Besitzer der Fläche hat Leute gesucht, die sich mit Gärtnern auskennen, hat sich an uns gewendet und verpachtet uns nun die Fläche.

Er hätte da auch Stadthäuser draufsetzen können, wie es der Investor im Fall der Nachbarschaftgärten plant.
Naja, ich glaube, eigentlich sollte eine Tankstelle dahin, aber das hat zum Glück offensichtlich nicht geklappt.

Ihr habt neben Gemeinschaftsgarten und Gärtnerei noch zahlreiche andere Projekte. Kannst du einen Überblick darüber geben?
Die Projekte kamen alle sukzessive dazu. Teilweise werden die von uns verwirklicht, wie das Gartendinner, teilweise von Externen, wie die Imkerei – dahinter steht ein Architektenpaar, das uns gefragt hat, ob es seine Bienenvölker auf unsere Fläche stellen kann. Den Zeichenzirkel leitet ein befreundeter Künstler. Er und seine Schützlinge kommen immer donnerstags und suchen sich Motive im Garten. Er hat uns auch schon im Gemeinschaftsgarten beim ästhetischen Konzept geholfen. Und dann gibt es noch Viva la Vielfalt – unter dem Namen finden seit April im Gemeinschaftsgarten alle zwei Wochen Treffen mit Flüchtlingen und unseren Freiwilligen statt. Langfristiges Ziel ist es, einen interkulturellen Obstgarten am Plagwitzer Bürgerbahnhof aufzubauen. Außerdem gibt es so genannte Mundraubausflüge, da klappert man gemeinsam verschiedene Mundraub-Stationen ab und dann wird aus dem Gesammelten etwas gekocht – um nur einige Beispiele zu nennen. [...]