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Poesie und Fotografie

Leipziger Kunst-Projekt nimmt Raben und Origami ins Visier

Das Aufheben der Gattungsgrenzen, die Verbindung von Dichtung, Malerei, Musik, Philosophie und Wissenschaft zu einer so genannten Universalpoesie war das hohe Ziel der literarischen Romantik. Der Versuch, die Grenzen von Texten zu überwinden und auf andere Künste hin zu erweitern und umgekehrt, wirkt aus heutiger Perspektive und vor dem Hintergrund der digitalen Gesellschaft unerwartet modern. Unsere langjährige Autorin Bettine Reichelt und ihr Mitstreiter, der Biologe und Fotograf Dr. Fabian Haas, verfolgen mit ihrem Projekt „Poesie und Fotografie“ ein ähnliches Konzept. Die KiPPE traf sich mit den beiden zum Gespräch, um Näheres in Erfahrung zu bringen.

Fabian Haas lernte Bettine Reichelt im April 2014 bei einer Lesung ihres Buchs „Rindenstücke“ kennen, in dem sie Gedichte zu Bildern der Fotografin Kirsten Janowski veröffentlicht hatte. Fabian Haas sprach Bettine Reichelt einfach an und fragte, ob sie sich auch vorstellen könne, Texte zu seinen teils bereits vorhandenen Krähenbildern zu verfassen. Schnell entwickelte sich daraus eine konkrete Zusammenarbeit, wobei die „Rindenstücke“ als Vorlage dienten. Die erste Ausstellung von Raben-Fotos und -Texten fand bereits ein halbes Jahr später in der Volkshochschule Leipzig statt, und die Entstehung des Buchs „Rabengeschichten“ verselbstständigte sich zunehmend. Zur Buchmesse 2015 lag es im Verlag Wache Wolfgang vor.

Buch und Ausstellungen bilden die ersten zwei Linien des genreübergreifenden Projekts. Weitere entwickelten sich daraus: So werden Bettine Reichelt und Fabian Haas zu Veranstaltungen für Kinder, Familien oder Schulklassen zum Thema Raben eingeladen. Diese beginnen sie zunächst mit einer biologischen Einführung (Fabian Haas ist Doktor der Biologie), es folgt eine Lesung, die Raben aus der Perspektiven von Mythologie und Märchen in den Blick nimmt, und schließlich gibt es noch ein Bastelangebot zum Thema.
Als vierte Linie kamen dann noch Postund Klappkarten hinzu. Bettine Reichelts Mutter ist in der Zeit, seit es das Projekt gibt, verstorben und die Autorin und Pfarrerin fragte Fabian Haas, ob sie eins seiner Motive für eine Trauerkarte verwenden dürfe. In diesem Zusammenhang entstand eine kleine Reihe an Trauerkarten sowie anderen Themen und Motiven, wie beispielsweise auch drei in Zusammenarbeit mit der bekannten Origami-Künstlerin Anya Midori.
Für die Art und Weise, wie Texte und Bilder zueinanderfinden, existiere kein festes Schema: „Meistens gibt es Themen, zu denen etwas entsteht,“ erzählt Bettine Reichelt und Fabian Haas ergänzt: „Mal legt Bettine mir Texte vor, zu denen ich Bilder heraussuche oder auch gezielt noch einmal losziehe mit meiner Kamera oder umgekehrt. In der Feinabstimmung arbeiten wir dann zusammen.“ Das heißt, der Fotograf macht auch mal Änderungsvorschläge am Text und andersrum. Das Layout und die gesamte technische Seite laufen dann über Fabian Haas, wohingegen Bettine Reichelt Korrektur liest. [...]