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Dann kam die Flut…

Eine Stadt nach dem Tsunami

Unser ehrenamtlicher Fotograf und Autor Oliver Baglieri reist gern und viel. Dabei führt ihn sein Weg nicht nur zu attraktiven Touristenzielen, sondern auch in Regionen in denen Not, Armut und Konflikte herrschen. Im Dezember 2013 bereiste er Indonesien, ein Land, dass mit am schwersten vom Tsunami des zweiten Weihnachtsfeiertages 2004 betroffen war und bis heute ist. Seine Eindrücke darüber, wie die Katastrophe bis heute nachwirkt und immer noch ein Spiegelbild dessen liefern, was hier geschah, zeigt er im folgenden Text und seinen Bildern.

Ich habe die Provinz Aceh auf Sumatra besuchen dürfen. Allen voran die Provinzhauptstadt Banda Aceh. Eine Großstadt, welche an einem einzigen Tag, binnen weniger Stunden, über 25 000 Opfer zu beklagen hatte. Es verwundert nicht, dass dieser Spiegel bis heute die Schatten der Ereignisse auf das dortige Leben wirft. Viele Gespräche mit Einheimischen durfte ich führen. Gespräche, welche allesamt, auch ohne dass ich die Ereignisse ansprach, immer wieder auf diesen einen Tag hinausliefen. Egal, ob der Fahrer des Moped Taxis, die Empfangsdame an der Hotelrezeption oder der Fahrkartenverkäufer der Fährverbindung nach Iboeh, einer vorgelagerten Insel, jeder von ihnen hatte nicht nur seine Geschichte zu erzählen. Jeder von ihnen lebt bis heute im Bewusstsein jener Ereignisse, die an einem einzigen Tag das Leben Zigtausender verändern sollten.

Nicht einer von ihnen hatte keine Geschichte und keine Opfer in der Familie zu beklagen. Geschichten von der Flucht der Jüngeren, deren körperliche Verfassung es zuließ, rechtzeitig höher gelegene Gegenden zu erreichen, welche jedoch Eltern, Großeltern, Kleinkinder zurücklassen mussten, da diese zu schwach oder einfach zu langsam waren. Starben. Geschichten von Menschen, die alles verloren, da tonnenschwere Schiffe wie Papierbötchen ins Landesinnere geschwemmt wurden, weit, bis zu 13 km in die Stadt hinein und alles zermalmten, was einst sicheren und festen Boden hatte. Geschichten, welche heute nahezu überall bezeugt werden. Da steht ein mahnendes Containerschiff, mitten in der Stadt, kilometerweit von der Küste entfernt. In den Hotels finden sich an jeder Wand Fotos des eigenen Hauses, von Schiffen und zerstörten Autos, von Schlamm und Geröll umgeben und zerstört. [...]