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Teure Tulpen – teure Häuser

Spekulation vor 400 Jahren und heute

Wie viel wären Sie bereit, für eine Tulpe zu bezahlen? Fünf Euro? Wenn sie besonders schön ist zehn? Viel mehr wohl kaum. In Holland war man vor knapp 400 Jahren bereit, deutlich höhere Preise zu zahlen. Astronomische Preise. Für eine einzige Tulpenzwiebel der heute ausgestorbenen Sorte „Semper Augustus“ wurden Preise von bis zu 10 000 Gulden erzielt! Zum Vergleich: Das Durchschnittseinkommen in den Niederlanden lag damals bei etwa 150 Gulden pro Jahr. Für die besagten 10 000 Gulden konnte man sich eines der schönsten Häuser an einer Amsterdamer Gracht leisten.

Die Tulpe stammt aus dem Orient. Zuerst wurde sie von den Persern kultiviert. Über die Türken gelangte sie dann bis nach Wien. Von dort verbreitete sie sich in Europa. Bald fanden sich unter den wohlhabenden Bürgern Hollands einige Tulpenliebhaber. Sie züchteten Tulpen, kreuzten neue Sorten und tauschten diese untereinander. Die Tulpenzucht ist vergleichsweise schwierig. Zwar kann man die Pflanzen über Samen vermehren, dann dauert es allerdings sieben bis zehn Jahre, bis eine Tulpe zum ersten Mal blüht. Daher wird diese Blume meist über wenige, von ihr gebildeten, Tochterzwiebeln vermehrt. Der Verbreitung waren also Grenzen gesetzt, was zu einer gewissen Exklusivität führte. Zusätzlich erschwerten die klimatischen Bedingungen und besonders eine Pflanzenkrankheit, das Tulpenmosaikvirus, die erfolgreiche Zucht.

Im 17. Jahrhundert erlebten die Niederlande ihre Blütezeit, die oft als „Goldenes Zeitalter“ bezeichnet wird. Trotz ihrer gerade mal 1,5 Millionen Einwohner waren sie damals die größte See- und Handelsmacht der Erde. Mit ihren über 15 000 Schiffen trieben sie Handel mit der gesamten Welt und erschlossen viele neue Seewege. Zu dieser Zeit herrschte in den Niederlanden Religionsfreiheit. Das zog viele Menschen an, die im restlichen Europa auf Grund ihres Glaubens verfolgt wurden. Auch viele Gelehrte kamen, da sie in den Niederlanden frei von staatlicher Zensur publizieren konnten. Nicht zuletzt erlebten Kunst und Kultur eine nie dagewesene Blüte. Pro Jahr wurden zehntausende Bilder gemalt. Werke wie Rembrandts Nachtwache sind noch heute weltberühmt. [...]