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Entlastung auf Zeit

Patenschaftsprojekt für Kinder psychisch erkrankter Eltern

Patinnen und Paten stellen stabile Bezugspersonen für die Kinder dar. Sie sind mit der besonderen Lebenssituation der Familie vertraut und Ansprechpartner gerade auch in Zeiten, die über Öffnungszeiten von öffentlichen Institutionen hinausgehen.

Erster Kontakt zu Familien
Ebenso oft über ihre Arbeitszeiten hinaus geht derzeit das Tun von Marie Rieger. Die ausgebildete Rehabilitationspädagogin ist viel unterwegs, um ein Projekt für Leipzig und Umland auf den Weg zu bringen, was es in anderen Großstädten in Deutschland schon gibt: Patenschaften für Kinder und Jugendliche psychisch erkrankter Eltern. Für das „PaProLe“ genannte Vorhaben pendelt Marie Rieger z. B. zwischen Leipzig und Machern. Im dortigen Kinderheim wurde das Projekt ins Leben gerufen, ein Kooperationspartner steht schon bereit, wie sie zu berichten weiß. Neben dem Kinderheim Machern sei AURYN unter dem Träger WEGE e.V. mit im Boot.
So weit, so gut.
„Nun geht es darum, ein Netzwerk aufzubauen und geeignete Paten zu finden, die sich betroffener Kinder annehmen“, fährt die Projektkoordinatorin fort. Bisher gäbe es schon sechs Interessenten sowie Kontakt zu zwei Familien, die die patenschaftliche Hilfe annehmen würden.

Es ist ein schwieriges Unterfangen und behutsames Herangehen ist gefragt. Wer will schon zugeben, dass er überfordert ist und mit den Kindern nicht klarkommt bzw. den Kindern nicht die Geborgenheit und Fürsorge bieten kann, die sie brauchen? Oft leiden betroffene Eltern bzw. Elternteile unter Depressionen, Schizophrenie oder sind ganz einfach überlastet, vor allem wenn es sich um Alleinerziehende handelt.

„Es sind leider keine wenigen Einzelfälle, mit denen wir konfrontiert werden“, meint Marie Rieger und erlaubt sich einen Exkurs. „Es ist mittlerweile schon erschreckend, wie viele Menschen in unserer Zeit psychische Probleme haben. Unsere Gesellschaft fordert Leistung, Wachstum, Perfektion. Diesem Druck halten viele nicht mehr stand. Hinzu kommen Vereinsamung, Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen, Egoismus und Ratlosigkeit“. Man brauche sich nur mal die Fülle psychotherapeutischer Praxen in der Stadt vergegenwärtigen, und trotzdem sei es fast unmöglich, einen Termin zu bekommen. [...]