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Wir wollten nichts Böses…

Eine Weihnachtsgeschichte von Thomas Schulz

Fröhhöliche Weihnacht überall..., wird es für uns nicht geben, dachte ich. Schon Nikolaus war heute Morgen sehr spärlich ausgefallen. In den Stiefeln von mir und meinen drei Brüdern war nur ein kleiner Weihnachtsmann gewesen. Meine Brüder Micha und Martin gehen noch in den Kindergarten. Max und ich gehen in die gleiche Schule. Ich in die 4. Klasse, Max in die 2. Klasse. Nach der Kaffeezeit hatten Mama und Papa mir und meinen Brüdern mitgeteilt, dass es dieses Jahr kein Weihnachtsfest geben würde. Die alte Waschmaschine hatte den Geist aufgegeben, und nun musste eine neue her. Da das Geld sehr knapp war, reichte es nicht für Weihnachten. Mama und Papa waren schon seit längerem arbeitslos.

Ich wusste, dass es schwer genug für die Familie war, über die Runden zu kommen. Dass nun aber Weihnachten ausfallen sollte, machte mich sehr traurig. Meine Eltern taten zwar alles für uns, aber so drei Wochen vor den Feiertagen war die Waschmaschine eben wichtiger. Ich überlegte, was ich tun könnte. Am nächsten Tag ging ich zu Max und sagte zu ihm: „Wir müssen reden, es geht um Weihnachten. Aber Mama und Papa und die beiden Kleinen dürfen nichts davon wissen. Es ist unser Geheimnis. Wollen wir zusammen Weihnachten retten?“
„Klar, was wollen wir machen?“, rief Max. Schließlich kamen wir beide auf die Idee, Flaschen und Papier zu sammeln. Das taten wir auch fleißig jeden Tag. Am 22. Dezember brachten wir alles Gesammelte weg. Enttäuscht saßen wir später in unserem Zimmer, gerade mal 25 Euro hatte unsere Aktion eingebracht.
„Gut“, sagte ich „es reicht für einen Weihnachtsbaum, aber für mehr auch nicht.“ Niedergeschlagen dachten wir nach, wie wir beide Mama und Papa noch helfen könnten. Da kam Max auf die Idee, einer alten Dame in der Kaufhalle das Portemonnaie zu mopsen.
„Eigentlich eine blöde Idee“, meinte ich, „aber so kurz vor Weihnachten fällt mir auch nichts Besseres ein. Also machen wir’s. Aber nur bei reichen Omas!“ [...]