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Unterwegs in Sachsen

Bequem auf dem Gleisbett - Mit dem Rad unterwegs entlang an Elbe und Mulde

Freunde sind dazu da – um mit ihnen Rad zu fahren. Nicht nur bis zum nächsten Badesee gleich hinter der Stadt, sondern auch in Regionen, die man ansonsten mit Auto oder Zug erreicht. Es ist schon Tradition geworden, dass unser Freundeskreis hier in Leipzig jedes Jahr im Sommer eine längere Radtour unternimmt, und dort, wo es sich anbietet, auch eine Übernachtung eingeplant wird. Vor allem entlang von Elbe und Mulde sind die Routen gut ausgeschildert und bieten Abwechslung in der Beherrschbarkeit der Strecke.
Also los, in den Sattel geschwungen und nicht gleich daran denken, in wieviel Stunden das Ziel erreicht ist!


Immer rechts des Flusses entlang
Unsere Tour führt unsere kleine Gruppe entlang der Elbe, wobei wir zunächst von Leipzig aus die Regionalbahn nehmen und in Glaubitz bei Riesa aussteigen. Wir beschließen stromabwärts zu fahren, also nach Norden. Unser Ziel soll Torgau sein. Von der Bahnstation aus führt eine 4 km lange Dorfstraße nach Moritz, den ersten Ort, den wir direkt am Elbradweg passieren. Wir fahren rechtselbisch. Gleich hinter dem Deich reihen sich Pensionen, die mit „Bett & Bike“ zum Übernachten einladen. Gaststätten wiederum werben mit der Plakette „Radfreundlich“. Was es damit auf sich hat, erfahren wir umgehend: im Sichtbereich befindliche Abstellanlagen für Räder und Gepäck, Bereitstellung von Reparatursets, verfügbares Kartenmaterial und natürlich radlergerechte Getränke sowie warme Mahlzeiten. Infos über naheliegende Werkstätten gibt’s ebenfalls.
Wir erreichen Riesa, das linksseitig des Stroms liegt, unterqueren die Brücke der vierspurig ausgebauten B 169, gleich dahinter die Eisenbahnbrücke, die zur Strecke Leipzig-Dresden gehört. Riesa, auch bekannt als Sportstadt, lassen wir wortwörtlich links liegen, auch wenn dort z. B. das einzigartige Nudelmuseum einen Abstecher wert wäre. Gleich hinter Riesa erreichen wir den Ort Gohlis, wo die Elbe einen großen Bogen beschreibt. Weit geht der Blick über das andere Ufer hinweg über Felder und Äcker, und rechterhand in der Ferne können wir schon die Türme von Strehla erkennen. Es ist unglaublich still an diesem heißen Tag, selbst die Vögel halten inne.

Wenige Kilometer weiter empfängt uns Lorenzkirch, das gegenüber von Strehla liegt und wo uns eine Fähre in die Kleinstadt bringen kann. Das herrlich gelegene Lorenzkirch – es gehört zu Sachsens schönsten Dörfern – kann uns vieles erzählen. Das Dorf ist Sachsens tiefster Ort und hat wegen seiner Lage an einer Talsanddüne immer wieder Überflutungen erlebt. Die breite Düne ist Schauplatz des jährlich stattfindenden Lorenzmarktes, ein Jahrmarkt mit großer Tradition. Hier – und nicht in Torgau – fand am 25. April 1945 zwischen 12 und 13 Uhr das erste Treffen von amerikanischen und sowjetischen Einheiten kurz vor Kriegsende statt. Allerdings boten die Leichenfelder toter Zivilisten und Häftlinge sowie die Verwüstungen nicht das geeignete Fotomotiv, um die historische Begegnung festzuhalten. Ein Gedenkstein an der Alten Salzstraße, den wir passieren, erinnert an die schrecklichen Ereignisse. Wir nehmen die Fähre, um in Strehla zu rasten. Das mittelalterlich geprägte Städtchen wartet mit Renaissanceschloss (Stammsitz der Familie von Pflugk), barockem Rathaus, spätgotischer Stadtkirche und Tierpark auf. Als der Wirt, bei dem wir eingekehrt sind, erfährt, dass wir aus Leipzig sind, klärt er uns auf: Ob wir wüssten, dass die 1839 eröffnete Bahnlinie Leipzig-Dresden eigentlich hier in Strehla die Elbe queren sollte? Wussten wir nicht. Aus Angst vor den Kosten hätten Rat der Stadt und die Familie Pflugk das Vorhaben abgelehnt. Also kam das damals kleinere Riesa zum Zuge, blühte auf und wuchs und Strehla blieb zurück. Doch angesichts der heutigen Beschaulichkeit muss das nicht unbedingt nachteilig sein… [...]