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Leipzig lebt Kultur

Titelthema: Leipzig lebt Kultur

altDie ganze Stadt ist Bühne - Auch fernab der großen Häuser jede Menge Theater

Leipzigs Westen ist fraglos das in Theater-Sachen dichteste Quartier der Stadt. Das städtische Theater der Jungen Welt und das LOFFT – eine freie Produktionsstätte für Theater und Tanz – sind im Theaterhaus am Lindenauer Markt lange eingesessen. Ganz in der Nähe residiert die Musikalische Komödie, die zur Oper gehört. Einige Fußminuten entfernt steht die Schaubühne Lindenfels, die wieder verstärkt ihr Profil als Theaterort schärft. Im Nebenhaus hat sich vor sechs Jahren mit dem Lindenfels Westflügel eine internationale Produktionsstätte für Figurentheater etabliert. Und im Westwerk lockt in den wärmeren Monaten die Sommertheaterbühne des TheaterPack mit dramatischer Kunst. Seit einem Jahr nun gibt es in der Lützner Straße 29 mit dem Neuen Schauspiel Leipzig einen weiteren Theaterort.


Als die Öffentlichkeit den Namen im Frühjahr 2010 zum ersten Mal vernahm, wurde so manches dahinter vermutet. Ist das ein Angriff auf die Intendanz von Sebastian Hartmann? Sein Centraltheater hatte schon damals nicht immer gute Presse und zu dieser Zeit kochte auch der Streit mit dem inzwischen in seinem Machtbereicht beschnittenen Kulturbürgermeister Michael Faber hoch. Wollte sich das neue Haus in Lindenau bewusst zum Stadttheater abgrenzen? Auf die Gerüchte angesprochen, müssen Claudia Rath und Markus Czygan, zwei der vier Initiatoren, lachen. Mit Leipzig hatten die aus Würzburg Zugezogenen ursprünglich wenig am Hut. „Ja, es ist viel spekuliert worden. Dabei war es gar nicht unsere Absicht, die Gerüchteküche mit dem Namen zu bedienen“, erklärt Rath schmunzelnd. „Er war eigentlich eine Schnapsidee und dann ist es bei ihm geblieben.“


Potenzial liegt an der Pleiße
Dass die Aufmerksamkeitsspirale durch die Munkeleien nach oben gedreht wurde, stört sie natürlich nicht. Ganz im Gegenteil, schließlich wissen sie, dass das Theatermachen kein Zuckerschlecken ist. Denn die Gründung des Neuen Schauspiels ist keine fixe Idee. Die beiden waren lange in der Würzburger freien Theaterszene involviert. In der fränkischen Stadt habe sich die Szene aber totgetreten und sie im urbanen Geflecht an der Pleiße Potenzial gesehen. Die Verbindung von Live-Musik und Theater soll zur Handschrift werden, mit der das Neue Schauspiel sich von den anderen Orten abhebt. In der recht kurzen Zeit hat es sich bereits als Bühnenstatt soweit etabliert, dass einige freie Gruppen ihn bereits als Aufführungsort benutzen.


Und freie Gruppen gibt es nicht wenige in der Stadt. Darunter befinden sich etwa mit der Theaterschaft und Heike Hennig & Co., der Tanzcompanie mintrotundschwarz und dem Leipziger Tanztheater professionelle Theatermacher, die sich die Realisierung sowie Finanzierung jeder neuen Produktion hartnäckig erstreiten müssen. Sie tragen maßgeblich zur ästhetischen Vielfalt und Qualität der dramatischen Landschaft an der Pleiße bei. Als Produktions- und Aufführungsorte nutzen sie zum Beispiel das LOFFT und die Schaubühne Lindenfels, sind aber permanent auf der Suche nach weiteren Frei-Räumen, denn die hiesigen Bühnen sind knapp. [...]