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Trauer um Alice, tanzen mit Elvis

Nun also ist das Dutzend voll. Zum zwölften Mal Neujahrssingen der etwas trashigen Art, mit manch schrägen Tönen und aberwitzigen Outfits. Brechend voll war wieder das Haus Leipzig, als sich die Gastro- und Kulturszene mit Medienvertretern livehaftig mit Band und den wie immer großartigen Background-Sängerinnen Jasmin Graf und Berivan Kernich einfand. Und wie immer führten Maike Beilschmidt (mit eindeutiger Buchstaben-Botschaft auf dem Shirt) und Mark Daniel (im Glanzhemd) durch den permanent publikumslauten Abend. Moderationen der beiden zu verstehen war Glückssache.

Text: Björn Wilda & Foto: Wolfgang Zeyen


Einmarsch der Gladiatoren unter Fahnenschwenken und Anfeuerungsrufen. Da ziehen Elvis-Tolle, Rüschenhemd, Lederhose und Totenkopf vorbei. Schräg sein ist Programm, so will‘s das Publikum. Und es kriegt gleich mächtig was auf die Ohren, als zum satten-saftigen Sound der vierköpfigen Band um Jürgen Anders die Beastie Boys von der Moritzbastei mit „Fight For Your Right To Party“ (immerhin schon 32 Jahre alter Song) bis zum Anschlag aufdrehen.
Geht’s noch doller? Sicher, und es zeigte sich an diesem Abend, dass die – in höchst positivem Sinne – ollen Kamellen mit Powerpotential doch noch die größten Zugnummern sind. Zwischendurch ging‘s teilweise eher moderat zu. Zunächst erstmal schmachtete Armin Zarbock vom Horns Erben im Chris-Norman-Look in „Living Next Door To Alice“ über die unerwiderte Liebe zu seiner Nachbarin, wobei dann das Publikum nach ihrem Namen jeweils das unvermeidliche „Who The Fuck Is Alice?“ folgen ließ.
Auch Tommy Bach für die KiPPE hatte so seine Sorgen: Als Vicki Vomit machte er sich Gedanken, wie man Omas Leiche loswerden könnte.
Alpen-Elvis Andreas Gabalier ist ja ein etwas umstrittener Barde. (Über sich: „Es ist nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl heute noch auf ein Weiberl steht“.) Trotzdem ließ es sich Robert vom 100Wasser nicht nehmen, in Karohemd, Lederhose und Sonnenbrille stilecht den machohaften Ösi zu geben. Und Weiberl und Manderl friedlich vereint im Saal sangen mit. Dann kam doch noch der „echte“ Elvis, dessen Tolle die Ausmaße eines Vordachs hatte. Diese trug Heiner Kaffke von der naTo, der sich von Blondine Katrin Geißler tänzerisch begleiten ließ  und den 1968er Filmsong „A Little Less Conversation“ zum Besten gab. Darin heißt es u. a.: „A little more action please / All this aggravation ain‘t satisfactioning me …” Nun, mehr Aktion kam trotz ihres Horror-Looks bei Lordi für den Kreuzer nicht ganz so auf. Auch wenn da die schwarze Kralle bei „Hard Rock Hallelujah“ aus dem Ärmel lugte und aufgeblasene Gitarren über den Köpfen wedelten, sprang‘s beim Publikum nicht so richtig über. [...]