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Breakdance im Jugendknast

Ende Mai war in der Jugendstrafvollzugsanstalt (JSA) Regis-Breitingen jede Menge Bambule. Dort, wo sonst strenge Regeln den Alltag bestimmen, wurde getanzt, geskatet, Frisbee und Freestyle Soccer gespielt. Zu Gast war GORILLA, eine internationale Gesundheitsförderungsinitiative für Kinder und Jugendliche. Auf ihrer dritten Workshop-Tour durch Deutschland machte sie auch an diesem Ort Halt, weil sich Schüler der JSA bei einem bundesweiten Wettbewerb von GORILLA beworben und einen Tages-Workshop gewonnen hatten.

Text: GORILLA / Sandy Feldbacher & Foto: Gabriel Büchelmeier


Der Tag war für alle Beteiligten ein ganz Besonderer. Als Coaches fungierten Freestyle-Sportprofis: „Für uns ist das eine völlig neue Erfahrung. Es ist fantastisch, dass wir den Jugendlichen einen ganz neuen Anstoß geben können, ihr Leben positiv zu gestalten“, sagt Tobias Kupfer, Skateboard-Worldcup-Sieger und Gründer der GORILLA Deutschland gGmbH. Durch das Programm sollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit oder ohne Behinderung und unabhängig von sozialem Status oder Herkunft angesprochen werden. Ziel sei es, ein Bewusstsein für mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung und nachhaltigen Konsum zu vermitteln.
„Die Inhaftierten sind biografisch bisher eher weniger mit positiven Erfahrungen und Erfolgen konfrontiert worden“, erzählt Bianca Gröger, Mitarbeiterin der JSA und Initiatorin der GORILLA Bewerbung. Deshalb findet sie es besonders gut, dass diese durch den Workshop-Tag in der JSA „aufgeholt“ werden: „Es ist eine besondere Chance und ein wirklich unfassbarer Gewinn.“ Dank Omar und Johnny, die in der Gefängnisschule ihren Schulabschluss machen und zusammen mit ihrer Kunst-Lehrerin beim Schulwettbewerb teilnahmen und gewannen, hatten auch 70 andere Jungs zwischen 16 und 26 Jahren die Möglichkeit, den Knastalltag gegen einen Workshop einzutauschen. GORILLA-Mitarbeiterin Maxi gibt zu, dass sie sich zunächst Gedanken machte: „Wer hat hier wohl welche Straftat begangen?“, doch schnell besann sie sich darauf, dass „egal was, wer gemacht hat, alle ein Recht auf eine weitere Chance haben.“
Schon während der Begrüßungsrunde inklusive Präsentationen der Coaches, wurde den Gästen klar, dass die Inhaftierten richtig Bock auf den Tag haben: „Zu diesem Zeitpunkt war ich mir zu 100 Prozent sicher: Hier sind wir richtig!“, schreibt Maxi im Blog der Initiative. Als nächstes wurden die Jugendlichen in die verschiedenen Workshop-Gruppen eingeteilt: Freestyle Soccer/Footbag, Parkour, Skateboarden, Longboarden, Freestyle Frisbee und Breakdance. Maxi durchlief alle Stationen und stellte fest, dass alle Jungs gut drauf und offen waren: „Das Eis war gebrochen, Vorurteile gab es keine, wir haben die Häftlinge respektiert und die Häftlinge uns. Alle waren auf gleicher Augenhöhe“. [...]