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Hilfe für Obdachlose

Schülerpraktikant Ole im Interview mit einer Sozialarbeiterin

Wenn ich durch die Innenstadt gehe, bemerke ich oft Obdach- oder Wohnungslose am Straßenrand. Mit einem Becher in der Hand bitten sie die vorbeigehenden Passanten um Geld. Ich war bisher immer etwas verunsichert, wenn ich diese Leute sah. Trotzdem hat mich das Thema weiterhin beschäftigt. Mit Grit Müller, Diplom- Sozialarbeiterin im Tagestreff „Insel“, habe ich darüber gesprochen.

KiPPE: Wie kommt es dazu, dass Menschen obdachlos werden?
Grit Müller: Wohnungen werden oft fristlos gekündigt. Dies kann unterschiedliche Gründe haben, wie etwa Mietschulden, Auffälligkeiten durch Lärmbelästigung und mietwidriges Verhalten oder eine längere Haftstrafe. Manchmal sind auch Konflikte innerhalb der Familie oder Trennungen von Partnerschaften die Ursache für einen Wohnungsverlust. Mit einem arbeitsplatzbedingten Ortswechsel und damit verbundenen falschen Vorstellungen als Ursache für eine spätere Obdachlosigkeit wurde ich in meiner Arbeit auch bereits konfrontiert.

An wen kann man sich wenden, wenn man betroffen ist?
Zum Beispiel an die Tagesaufenthalte für wohnungslose und bedürftige Menschen, wie den Tagestreff „Insel“ des Suchtzentrums in der Plautstraße, ebenso wie den Tagestreff „Oase“ in der Nürnberger Straße. In Leipzig stehen zur kurzzeitigen Unterbringung wohnungsloser Personen Übernachtungshäuser für alleinstehende Männer und Frauen zur Verfügung, in denen eine sichere Übernachtungsmöglichkeit angeboten wird. Die Klienten teilen sich dort meist ein Zimmer.
Außerdem gibt es in Leipzig Beratung und persönliche Hilfen durch Sozialarbeiter/innen des Sozialdienstes der Wohnungsnotfallhilfe im Technischen Rathaus.

Was passiert mit Familien, die obdachlos werden?
Obdachlosen Familien stellt die Wohnungsnotfallhilfe der Stadt in der Regel Gewährleistungswohnungen als Notunterkunft zur Verfügung, da hier ja auch Kinder betroffen sind, deren Wohl nicht gefährdet werden darf.

Gibt es Vorurteile gegenüber obdachlosen Menschen – und wenn ja, welche sind das?
Viele Menschen sind im Alltag durch Obdachlose verunsichert und haben auch Ängste. Deshalb begegnen sie ihnen nicht selten mit einer gewissen Abneigung, man möchte möglichst wenig mit ihnen zu tun haben. Im Übrigen ist auch nicht jeder mit einem Becher in der Hand, der nach Spenden fragt, ein Obdachloser. Ebenso selten ist der „klassische Obdachlose“ so, wie man ihn sich vorstellt: ein älterer Mann mit Vollbart in zerschlissener Kleidung. Leider werden die Menschen ohne Obdach immer jünger. [...]