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Grünes Leipzig

Wie im Regenwald… - Mit dem Rad auf vielen grünen Strecken durch die Stadt

Fast täglich ist etwa die Hälfte der Leipziger Bevölkerung mit dem Rad unterwegs. Das Netz ist dichter geworden, und auch ich nutze die zahlreichen Strecken inmitten der Stadt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie dabei viele Routen, ob offiziell ausgeschildert oder auf eigene Faust genommen, mitten durchs Grün gehen, ohne die Stadt verlassen zu müssen: Parks, Gärten, Haine, Wälder und Wiesen säumen viele Strecken. Hier einige Beispiele.

Brücke als Bühne
Mein Arbeitsweg ist der Karl-Heine-Kanal. Genauer gesagt: Mit dem Rad immer entlang des Wasserweges im Leipziger Westen. Aber natürlich ist die über 3 km lange Strecke auch eine ideale Route, die bis zum Lindenauer Hafen reicht und inzwischen wie ein sattes, grünes Band von der Weißen Elster/Schleußig bis zum Hafenbecken reicht. So habe ich das Glück, fast täglich diese beliebte Route fernab von Straßenlärm zu nutzen und mich aufzutanken. Damit nicht genug geht meine Route – von der Inneren Westvorstadt kommend – zunächst durch Johannapark und Clarapark. Und alles über Radwege, wenn man von einer kleinen Unterbrechung über ein Stück Nonnenstraße absieht. Wer also diese, insgesamt rund 5 km lange Strecke nimmt, radelt zunächst vorbei an den zierlichen Holzbrücken im Johannapark, wobei die größere der beiden Stege derzeit restauriert und erst im nächsten Jahr wieder das idyllische Bild am Teich komplett machen wird. Die Sachsenbrücke im Clarapark ist nachmittags und abends inzwischen zur Freilichtbühne geworden: Straßenmusiker, Jongleure, Flaneure, Abhängende, Lebenskünstler, Meditierende, Verliebte – da kann es schon mal eng werden für den Radler. Am nächsten Morgen darf er sich dann über eine zugemüllte Brücke schlängeln, und auch die Rasenflächen beiderseits der Allee gleichen einem Schlachtfeld, ehe die Stadtreinigung in Aktion tritt.

Der Radweg am Kanal mit seiner dichten Vegetation (die übrigens auch ein lautstarkes Vogelparadies ist) verführt im Spätsommer zur Brombeerlese, und an den Ufern laden das Stelzenhaus, die MS Weltfrieden oder das Mørtelwerk mit Freisitz und Bootsverleih ein. Letzterer Betreiber ist übrigens seit Mai 2016 der Nachfolger vom bekannten „Kanal 28“.

Landesherrn vergrault
Wenn ich mit dem Rad das Haus verlasse, kann ich neben dem Clarapark noch eine andere grüne Lunge mitten in der Stadt wählen: das Rosental. Strahlenförmig ziehen sich Sichtachsen von der Rosentalwiese in fast alle Richtungen, von hier aus zieht es mich weiter bis zum 20 m hohen Rosentalhügel („Scherbelberg“) mit seinem bedenklich wackelnden Aussichtsturm, der nichts für schwache Nerven ist, erst recht, wenn übermütig Aufsteigende noch kräftig nachhelfen. Oben angekommen ergibt sich ein toller Rundumblick auf die Stadt, im Vordergrund ringsrum Wald. Bekanntlich wollte August der Starke sich hier ein Lustschloss bauen lassen – natürlich auf Kosten Leipzigs. Da haben die aufgeschreckten Stadtväter jedoch nicht mitgemacht und dem Landesherrn ein Horrorszenario vorgespielt: Das Rosental werde oft überschwemmt, im Sommer halte sich hier lästiges „Mückengeschmeiß“ auf, die Jagd werde eingehen, und „täglich mehr überhandnehmende Räuberrotten“ trieben ihr Unwesen. Das hat gewirkt, und der Kurfürst ließ bald ab vom Vorhaben. [...]