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Die Leipziger Handschrift

Firmen, die eine ungebrochene Tradition bewahren konnten

Giesecke & Devrient
Im Banknotendruck und bei sonstigen Wertpapieren die Nr. 1 in der Welt ist die Firma Giesecke & Devrient, die sich in Familienbesitz befindet. Am 1. Juni 1852 gründeten Hermann Giesecke und Alphonse Devrient in Leipzig eine Buch-, Kupfer- und Steindruckerei unter dem Namen „Giesecke & Devrient“. Schnell entwickelte sich der Banknoten- und Wertpapierdruck zu einem erfolgreichen Geschäftsfeld und wurde bestimmend für das junge Unternehmen. Bereits 1858 zog die Druckerei mit einer eigenen Schriftgießerei in neu erbaute Geschäftsräume in der heutigen Nürnberger Straße 12 in Leipzig. 1923 war G&D maßgeblich am Druck der Rentenmark beteiligt.
Die Produktionsanlagen wurden 1943 durch einen alliierten Bombenangriff schwer beschädigt, die Produktion ausgelagert. Das Unternehmen wurde 1948 durch die Sowjetische Militäradministration enteignet und in einen VEB umgewandelt. Inhaber Siegfried Otto (gebürtiger Hallenser) verlegte daraufhin den Sitz nach München. Nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb G&D 1991 das ehemalige Stammhaus in Leipzig und gliederte es als Standort für den Wertpapier- und Banknotendruck in den aus München geführten Konzern ein. Insgesamt rund 150 Länder entscheiden sich inzwischen für die Produkte des Unternehmens, überwiegend Banknoten und Ausweise.
Heute ist das Leipziger Werk mit rund 360 Mitarbeitern wichtiger Bestandteil der Technologiestrategie von G&D und eine der modernsten Banknoten- und Sicherheitsdruckereien weltweit. Aus den Druckmaschinen an der Nürnberger Straße kommen Banknoten für über 60 Länder. Eine Innovation: Als weltweit erste Druckerei kann G&D Designs mittels einer Laserstation auf jeder Banknote individuell erzeugen.

Kirow Leipzig
Die Ingenieure Liebig, Kranbauer und Unruh, letzterer Experte für Stetigförderer, gründeten 1887 in Reudnitz die Firma „Unruh & Liebig“. Zuvor, 1880, hatte Richard Liebig schon sein „Technisches Bureau und Maschinenbau“ eröffnet. Mit dem Bau von Kranen und Hebezeugen trafen die Produkte den Nerv der Zeit, vor allem Laufkrane für die vielen neuen Fabriken waren gefragt. Ein weiterer Vorgänger von Kirow war das Stahlbau- und Verzink- Unternehmen Grohmann & Frosch in Plagwitz, dessen einstigen Sitz wir heute noch am Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal erkennen können.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde aus „Unruh & Liebig“, das wegen Expansion inzwischen in Plagwitz angesiedelt war, zunächst „Unruh und Liebig Transmasch“, bis das Unternehmen 1952 den Namen VEB Schwermaschinenbau S.M. Kirow erhielt. 1971 übernahm Kirow (inzwischen zum TAKRAF Verbund gehörend) infolge der Verstaatlichungswelle auch die Nachfolgebetriebe von Grohmann & Frosch. Kirow wurde auf allen Kontinenten zu einer bekannten Marke, die es bis heute geblieben ist. „Unsere Exportschlager sind vor allem Eisenbahnkrane und Schlacketransporter“, wie Steffi Schneider vom Marketing während der Führung durch die Montagehallen erklärt, „darin sind wir auch Marktführer weltweit.“ Auf dem Dach des historischen Hauptgebäudes weht an jenem Tag die Flagge Brasiliens – Hinweis darauf, dass Einkäufer vom Zuckerhut auf dem Gelände sind, die Woche zuvor wehte die Fahne Chinas… Inzwischen ist die Flaggenhissung zu einer dankbaren Tradition geworden.
Inhaber Ludwig Koehne, dessen Vater kurz nach der Wende zunächst den Betrieb übernahm, ließ kräftig investieren. Einige Gebäude auf dem historischen Gelände an der Spinnereistraße werden heute u.a. als Büros und Kantine, Lager und Montagehallen genutzt – natürlich zeitgemäß modernisiert. Die beiden neuesten Hallen, die für den Stahlbau und das Finish, wurden 2014 eröffnet. Auf dem Testgelände werden die Neuauslieferungen unter den Augen der Kunden geprüft.
Heute firmiert Kirow mit seinen 180 Mitarbeitern (der Trend geht nach oben) unter dem Dach der Kranunion mit seinen drei Standorten. [...]