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Armutsbestattungen

Das Sozialamt als letzter Wegbegleiter

Wenn man arm ist, hat das Folgen bis über den Tod hinaus. Arme Menschen sterben häufig einsam oder haben auch arme Familien, so dass sie sich selbst ihre eigene Beerdigung nicht leisten können. In dem Fall kommt es zu Armuts- oder Sozialbestattungen, deren Kosten das Sozialamt übernimmt. Seit 2006 haben diese deutschlandweit um 170% zugenommen. Gründe hierfür sind u.a. Altersarmut und die angespannte Arbeitsmarktsituation. Somit ist diese Entwicklung ein Spiegel zunehmender gesellschaftlicher Missverhältnisse.

Alt, allein und arm. Nicht jeder hat Enkel, Geschwister oder andere Angehörige. Wenn die Rente gering ist, reicht das Geld nicht mal mehr für die eigene Beerdigung. Sollten auch die Hinterbliebenen bedürftig sein, kommt es zu einer Sozialbestattung. In solchen Fällen kommt das Sozialamt für die Kosten auf – je nach Bundesland und Kommune mal mehr und mal weniger. Über die Würde nach dem Tod lässt sich dann streiten. Die soziale Armut in Deutschland nimmt zu – das zeigt sich unter anderem in der Zunahme von Sozialbestattungen. Sie haben sich seit 2006 nahezu verdoppelt (von 13 808 Fällen in 2006 auf 23 488 Fälle in 2013). Je nach Wohnsitz des/der Bestattungspflichtigen steht pro Sozialbestattung eine Pauschale von 750 Euro bis zu 3 500 Euro zur Verfügung. Durch die Zunahme von Sozialbestattungen drohen Engpässe in den Haushalten von Kommunen. Als Hauptgrund gelten Altersarmut und prekäre Arbeitsverhältnisse.

Kostenübernahme von Sozialbestattungen: Engpässe für manche Kommunen
Die Sozialämter in München oder Stuttgart übernehmen Bestattungskosten von bis zu 3 500 Euro (Erdbestattung). Am wenigsten erhalten Bedürftige mit 750 Euro in Berlin. Bestatter berichten, dass die Berliner Ämter nicht einmal mehr für ein Holzkreuz aufkämen – ein Namenschild aus Plastik sei in Berlin Usus. Ein einfach gehaltener Sarg und schlichter Blumenschmuck sind immer enthalten. Preislich macht sich ein Unterschied zwischen Nord- und Süd erkennbar: Die übernommenen Kosten sind in Bayern und Baden-Württemberg fast doppelt so hoch wie in Köln oder Dresden.

Es gibt keinen auffälligen Unterschied zwischen Ost und West. In Dresden erhalten Bedürftige für die Bestattung ihrer Angehörigen mit rund 1 500 Euro ähnlich viel Unterstützung, wie in Köln mit durchschnittlich 1 465 Euro. Auffällig sind einige Ausreißer: Hamburg führt die Tabelle überraschenderweise mit 1 487 Bestattungskostenempfängern an (fast 9 % aller Bestattungen). Görlitz verzeichnete 2012 eine Zunahme der Empfänger von Bestattungskosten von mehr als 300% (von 85 auf über 270 in 2011/2012). In Leipzig empfingen 2013 rund 500 Angehörige Bestattungskosten in Höhe von 1 000 000 Euro. In Regionen, in denen Sozialbestattungen zunehmen, beklagen Kommunen finanzielle Engpässe. [...]