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Unsere Tür steht immer offen

Besuch in einer Leipziger Moschee

Ein Donnerstagmorgen in Leipzig Volkmarsdorf: Läden, die Halāl-Produkte anbieten, direkt um die Ecke eine Fleischerei, die Wild- und Geflügelspezialitäten aus Leipzigs Umland verkauft, daneben ein Obst- und Gemüseladen, an dessen Auslage sich Frauen mit und ohne Kopftuch bedienen, wiederum daneben ein unscheinbarer Altbau, über dem Eingang ein rot-weißes Schild: Eyyüp Sultan Camii Moschee. Ich klingle, niemand öffnet. Nichts rührt sich. Zum Glück macht mich ein Passant freundlich darauf aufmerksam, dass ich besser bei Familie Tatli klingeln soll. Drinnen werde ich von Imam Yüsel Tatli, Nurullah Araz und zwei weiteren Gemeindemitgliedern herzlich willkommen geheißen. Freundlich wird mir ein Tee in der Cafeteria der Moschee angeboten und es werden erste Worte gewechselt.

Zusammen mit mir besuchen Schülerinnen und Schüler einer Berufsschule die Moschee. Der Imam begrüßt uns im Hauptgebetsraum auf Deutsch und fährt auf Türkisch fort. Nurullah Araz übersetzt für die Anwesenden. Yüsel Tatli erzählt, dass der Islam für Frieden stehe und er es sehr schade findet, dass viele Menschen zuerst an Terror denken, wenn sie vom muslimischen Glauben hören. Dagegen wolle er etwas tun – mit Veranstaltungen wie dieser. Mohammed sei nicht gewalttätig gewesen, sagt Tatli. Und da Muslime dem Propheten folgen, seien sie es grundsätzlich auch nicht. Wie der Glaube praktisch gelebt wird, erklärt der der Imam den Schülerinnen und Schülern: Sprechen des Glaubensbekenntnisses, täglich fünfmaliges Beten, Einhalten des Fastenmonats Ramadan, einmal im Leben nach Mekka fahren und 2,5 % des eigenen Einkommens an Bedürftige weiterreichen – so man dazu in der Lage ist.

Die Gemeinde der Eyyüp Sultan Camii Moschee gibt es seit 2005, am jetzigen Standort seit zwei Jahren. Sie habe 80 ein getragene Mitglieder, an Frei- und Feiertagen kommen aber 300 bis 500 Gläubige in die Moschee sagt Tatli. Finanziert wird das Haus durch Spenden. Der Imam selbst wurde vor einem Jahr vom türkischen Staat nach Leipzig geschickt und erhält auch von ihm sein Gehalt. Tatli erklärt, dass von seinem Heimatland aus Imame in die ganze Welt geschickt werden. In fünf Jahren endet seine Zeit in Leipzig, dann geht er wieder zurück.

KIPPE: Wie fühlen Sie sich in Leipzig? Wie gefällt Ihnen die Stadt?
Yücel Tatli: Ich habe mal eine Weile in Stuttgart gelebt und finde Leipzig im Vergleich schöner. Der Umgang mit den Menschen ist sehr angenehm, die Verkehrsanbindungen sind gut und der Flughafen ist auch nicht weit. Man kann hier sehr gut leben.

In Ihrer Gemeinde gibt es viele Einwanderer. Für viele Politiker ist Einwanderung eine Frage des Integrationswillens. Der Dachverband Ihrer Gemeinde, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), setzt sich für Integration ein. Gibt es auch in Ihrer Moschee entsprechende Angebote?
Yücel Tatli:
Wir sind dabei, so etwas aufzubauen. Wir möchten gern einen Deutsch- Türkisch-Kurs für unsere Mitglieder anbieten. Die Kosten dafür sind allerdings recht intensiv und wir haben bisher noch keine Finanzierung, aber wir arbeiten daran. [...]