logo2016

Die Antwort in der Ecke B

Suchtpräventiv-Projekt Free Your Mind an Leipziger Schule

Reden Erwachsene Kindern ins Gewissen, schalten diese in der Regel auf Durchgang. Lass die Alten doch labern! Heimliches Rauchen, der erste Griff zur Flasche oder gar zur Droge ist zu verlockend, um es sich von den Erwachsenen einfach so verbieten zu lassen. Vielmehr orientieren sich Kinder und Jugendliche in ihrem Verhalten und in ihren Einstellungen sehr oft an Gleichaltrigen.
Genau an diesem Punkt setzt das Leipziger Schülermultiplikatoren-Projekt FREE YOUR MIND (FYM) an. So engagieren sich Im Rahmen der Suchtprävention interessierte Schüler als Multiplikatoren und geben ihr erworbenes Wissen und ihre Erfahrungen an andere Jugendliche weiter.


Freiwillig und mit Aha-Effekt
Nach der Mittagspause ist an diesem Tag kein Unterricht mehr angesagt, sondern Aufklärung der besonderen Art. Zumindest für 25 Schülerinnen und Schüler der Neuen Nikolaischule. Sie alle gehen in die 10. Klasse, sind 16 Jahre alt, und ihre gleichaltrigen Mitschüler Paula, Jan, Fabian, Sophie und zwei weitere werden jetzt vor ihnen stehen, Fragen stellen, Antworten und Anleitungen geben. Es geht um Sucht und Suchtgefahren und wie man ihnen begegnen kann. Die besagten Gymnasiasten haben sich gründlich und über mehrere Wochen lang auf diesen Nachmittag vorbereitet, ihnen zur Seite steht Claudia Niemann von FYM, die Info- und Büromaterial mitgebracht hat.
Noch bleiben alle beteiligten Gymnasiasten zusammen und Jan macht den Anfang mit einem Quiz. Er wirkt absolut souverän, fast gelassen, und allein von seiner Statur her wie eine Respektsperson. Zuvor wurde der Saal mit den Ecken A, B, C, und D markiert. Genau so viele Antwortmöglichkeiten gibt es, und jeder soll sich in eine der möglichen Ecken stellen. Erste Frage von Jan: „Welche illegale Droge wird am meisten konsumiert?“ Die Mehrheit stellt sich in die Ecke C – sie steht für Crystal Meth. Warum, will Jan wissen. „Ich hab‘s mal im Fernsehen gesehen“, ruft Vivien aus der Menge. Aber: „Es ist B, also Cannabis“, korrigiert Jan. Staunende Gesichter. Offensichtlich hat die verstärkte Präsenz vom Crystalmissbrauch in den Medien die Wahrnehmung bei nicht wenigen verschoben. Eine der weiteren Fragen lautet, welche Personengruppe denn am meisten von Essstörungen betroffen sei. Viele glauben, dass Mädchen wie Jungen gleichermaßen darunter leiden würden, „schon wegen der Gleichberechtigung“, wie einige Schülerinnen eher ironisch meinen. Dass es jedoch hauptsächlich bei Mädchen bzw. jungen Frauen auftritt, wollen sie noch nicht so richtig wahrhaben. Aber wie alle anderen sind sie weiterhin mit Eifer bei der Sache. Weil ein ernstes Thema locker und fast spielerisch und zugleich mit Aha-Effekt behandelt wird. Deshalb ist es auch nicht die erste Begegnung der Schüler hier mit FYM, wie Vivien berichtet. Und immer ist es freiwillig, nichts steht davon im Stundenplan. [...]