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Subversives mit Federstrich

Hat die Zunft der Pressezeichner noch eine Zukunft?

Es gehört zu einer guten Tradition der KiPPE, dass die Leipziger Straßenzeitung hiesigen Zeichnern, Cartoonisten und Grafikern eine Plattform bietet. Schon lange stellen wir dafür unsere Rückseite zur Verfügung. Angefangen hatte es in den 90er Jahren mit Jürgen Drappatz und setzte sich fort mit Alexander Fichtner (Schwarzenberg). Im Rahmen eines Aufrufs an Grafik-Studenten der HGB hatte sich Christian Zabel mit z. T. kontroversen Grafik-Collagen bei uns beteiligt. In jüngster Zeit ist nun Ulrich Forchner bei uns am Zuge, und sein Leipziger Kollege Achim Jordan war in der Vergangenheit auch schon präsent.
Die beiden Letztgenannten sind in Sachen Pressezeichnung zwei alte Hasen, und sie ließen es sich nicht nehmen, mit der KiPPE über den angeblich aussterbenden Beruf des Pressezeichners, über Karikatur, Politik und Zensur sowie über persönliche Erlebnisse und Resonanz beim Publikum zu sprechen.


Kinder gut aufgehoben
Achim Jordan und Uli Forchner. Wer sie beide zusammen sieht, vermutet Seelenverwandtschaft. Sie teilen sich ihr Faible für Rot und Schwarz in der Mode, für Hüte und Bärte. Würde man jetzt noch hinzufügen „von barocker Statur“, würden das beide Leipziger wohl nicht als Affront werten…
Sie müssen sich nichts mehr beweisen, und trotzdem treibt es sie um, wenn es um die Zukunft der Pressezeichnung geht, um die Karikatur überhaupt in der heutigen Medienlandschaft. Und um Anerkennung. Was Letzteres betrifft, so verbindet es sich bei Achim Jordan mit einer beschaulichen Kleinstadt in Thüringen. Greiz, einstige Residenzstadt, veranstaltet – das ist einmalig im deutschsprachigen Raum – die Triennale der Karikatur. Begonnen hatte es 1975 als Biennale, und das Sommerpalais ist seitdem das Domizil für das Satiricum, das Zehntausende von Karikaturen, Zeichnungen, Collagen und Grafiken vereint.
Vor zwei Jahren war Greiz wieder einmal das Ziel von Achim Jordan. Dort wollte der Leipziger jedoch nicht nur seinen 75. Geburtstag begehen. „Ich freue mich, dass meine Kinder hier so gut aufgehoben sind”, sagte er damals. Mit seinen Kindern meinte er sein zeichnerisches Werk aus der Zeit von der Wendezeit bis zur Gegenwart, welches er dem Greizer Satiricum überließ. Jordan heute: „Das war ein guter Schritt, denn mit dem Satiricum gibt es für uns Karikaturisten noch jene Anerkennung, die uns zunehmend versagt ist.“ Wobei wohl eher das Tagesgeschäft eines Pressezeichners gemeint ist. Ein aussterbendes Gewerbe?
„Zumindest scheinen wir Einheimischen nicht mehr auf dem hiesigen Pressemarkt vertreten zu sein“, gibt Uli Forchner zu bedenken. Die erfreuliche Ausnahme ist der Leipziger Sachsensonntag mit einem wöchentlichen Forchner-Comic. Und Achim Jordan erinnert, dass er rund 38 000 Tageskarikaturen für die LVZ geliefert habe. Das ist lange her. [...]