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„RB hat viele Fans in Leipzig“

Ein Fußballverein zwischen Beifall, Kommerz und Kritik

RasenBallsport Leipzig – kein Club in Ostdeutschland wird so sehr gehasst. Fan-Bewegungen verschiedener Mannschaften verbrüdern sich gegen den Drittligisten. Wenn man sich durch das Internet bewegt, könnte man fast denken, dass RB Leipzig fast nur Gegner und keine Anhänger hat. Doch wie stehen die Leipziger zur „Tradition seit 2009“? Die KiPPE hat einige von ihnen zum Thema befragt.
Mit der Vereinsgründung von RB Leipzig im Mai 2009 aus dem SSV Markranstädt heraus, begannen die Anfeindungen. Proteste, Absagen von Testspielen, Beschädigungen von Werbebanden und Verwüstungen der Rasenflächen nahmen ihren Lauf. Hinzu kam eine regelrechte mediale Hetzjagd auf den Club aus Leipzig. RBFans wurden (und werden auch immer noch) als „Erfolgsfans“ abgestempelt und der Club als reiner „Marketingverein“ bezeichnet.


„Leipzig ist fußballhungrig!“
Tradition und Kommerz hin oder her: „Die Leipziger wollen höherklassigen Fußball sehen“, das sagt zumindest Kalle, der sich schon seit der Gründung für den neuen Verein interessiert: „Leipzig ist fußballhungrig und Lok und Chemie hatten jetzt 20 Jahre Zeit.“ Auch Markus möchte endlich wieder Spiele im ehemaligen Zentralstadion gegen höherklassige Mannschaften sehen: „Ich bin gar kein RB-, sondern eigentlich Borussia-Dortmund-Fan, aber wenn ich mir hier einen Verein aussuchen müsste, dann wäre es schon RB Leipzig. Denn sie haben eine sehr gute Perspektive und ich möchte mir später in Leipzig auch mal Spiele gegen hochklassige und ambitionierte Mannschaften anschauen.“

Tradition seit vier Jahren?
Kalle ist sich sicher, dass die nicht vorhandene Tradition eines der großen Probleme des Leipziger Drittligsten ist. „Das ist ja der Grund, warum RB so viele Schwierigkeiten hat: Tradition. Aber wenn man die Tradition jetzt mal anschaut in Leipzig: Was nützt sie mir, wenn die Traditionsmannschaft in der 5./6. Liga festhängt und nicht weiter kommt? In 20 Jahren wird sich RB durchgesetzt haben. Und dann wird keiner mehr nach Tradition fragen, weil sie dann eine haben werden.“ Das Bild, dass Chemie und Lok Leipzig nur gewalttätige Fans, dafür aber Tradition haben, hält sich hartnäckig. „Tradition heißt ja nicht gleich Gewalt, nur weil man Tradition hat, muss man nicht gewalttätige Fans haben. Das sind dann immer nur einzelne Gruppen, die das ganze Bild einer Fangemeinschaft zerstören“, sagt RB-Fan Denis. BSG Chemie-Fan Matthias sieht das ähnlich: „Red Bull möchte gern, dass es nur noch die Unterscheidung zwischen Fußball-Randale und RB Leipzig gibt. Aber das ist großer Marketing-Quatsch! Es gibt weit mehr in der anderen Fußballwelt, als nur rechtsradikale Lok-Leipzig-Hooligans. Mit ,Tradition‘ ist eigentlich auch nur eins gemeint, und das kennen die RB Fans nicht und werden es auch nie kennenlernen: Lange anhaltende Verbundenheit zu einem einzigen Fußballverein, gemeinsame Erinnerungen an viele bittere Niederlagen, aber auch sensationelle Siege, Verehrung und Verklärung von vergilbten Vereinslegenden, strapazierende Auswärtsfahrten durch die halbe Republik. Diese ,Tradition‘ hat die BSG Chemie auf jeden Fall!“ [...]