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Bachfest Leipzig 2013

Der große, unbequeme Meister und „seine“ Stadt

In den Abendstunden des 28. Oktober 1730 sitzt Johann Sebastian Bach in seiner Kantorenstube, greift zu Feder und Papier und verfasst einen langen Brief. Adressat dieser zu einer wichtigen Zwischenbilanz werdenden Schrift ist sein Jugendfreund Georg Erdmann in Danzig, mit dem er einst die Schulbank im Lüneburger Michaelis- Internat gedrückt hatte.
Jetzt hadert der 45-jährige Musicus mit seinem Schicksal. Sieben Jahre lebt und wirkt er in Leipzig, doch jetzt hat er die Stadt und ihren wenig hilfreichen Rat gründlich satt. Bach will weg. Seinen ganzen Frust schreibt er sich von der Seele. Mit seiner Organistenstelle ist er unzufrieden, Kompetenzstreitereien unter Rat, Kirche und Präfektur, Talentmangel unter Sängern und Musikern sowie Leipzigs teures Pflaster machen ihm das Leben schwer. Er bittet Erdmann, ihm bei der Suche nach einer neuen Stelle behilflich zu sein.
Geblieben in Leipzig ist Bach dann doch. Er schafft hier weitere, große Werke. Einige Söhne gehen von Leipzig aus ihre eigenen musikalischen Wege – so wie der Vater es als Jugendlicher getan hat und damit eine lange Familientradition fortsetzte. Bach lebt und wirkt 27 Jahre als Thomaskantor in Leipzig, so lange wie in keiner anderen Stadt. Er zählt u. a. neben dem Zeitgenossen und gebürtigen Hallenser Georg Friedrich Händel, den er zu seinem Bedauern nie persönlich treffen konnte, zu den wichtigsten musikalischen Vertretern des Spätbarocks.


Wie alles in Leipzig begann…

  • Am 5. Juli 1722 verstirbt Thomaskantor Johann Kuhnau, worauf der Leipziger Rat die Kantorenstelle neu ausschreibt. Bewerber sind u. a. Telemann, Fasch und Graupner, später auch Bach.
  • Erst für den 7. Februar 1723 wird Bach zur Probe nach Leipzig geladen, in der Nikolaikirche führt er dafür die Kantate „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ auf.
  • Am 22. April 1723 treten die einberufenen „Drei Räte“ Leipzigs zusammen und bestätigen einstimmig die Wahl Bachs zum Thomaskantor.
  • Am 5. Mai 1723 legt Bach im Rathaus seine Entlassungsurkunde aus Köthener Diensten vor und unterschreibt seinen Anstellungsvertrag als Director musices und Kantor Chori Lipsiensis.
  • Am 22. Mai 1723 erreicht Bachs Umzugskolonne von Köthen kommend das Hallische Tor von Leipzig, der Einzug der Familie erfolgt in die Thomasschule.
  • Am 30. Mai 1723 findet die offizielle Amtseinführung während des Hauptgottesdienstes in der Nikolaikirche statt. Bach führt dazu die Kantate „Die Elenden sollen essen“ auf. [...]