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Europa im Dialog verbessern

Dorothea Mladenova vom Europa-Haus Leipzig

Das Europäische Jahr der Bürgerinnen und Bürger 2013

Europa nervt, frustet und ist vor allem ganz weit weg – so scheinen viele Menschen gerade in den gegenwärtigen Krisenzeiten zu denken. Schuldenkrise, soziale Unruhen, Arbeitslosigkeit – all das beutelt den europäischen Gedanken. Solidarität weicht Neid und Missgunst. Der Friedensnobelpreis, den die Europäische Union 2012 verliehen bekam, erschien vielen vor diesem Hintergrund wie der blanke Hohn. Dass es sich dennoch oder sogar gerade deshalb lohnt, sich auf Europa einzulassen, dafür steht das Europäische Jahr der Bürgerinnen und Bürger 2013. Es will die Chancen und Möglichkeiten, die Europa konkret für die Unionsbürgerinnen und -bürger bietet, aufzeigen.

Über all dies sprach die KiPPE mit Dorothea Mladenova, der Leiterin des Europe Direct Informationszentrums des Europa-Hauses Leipzig.


KiPPE: Die europäische Jahreswidmung 2013 will „Werbung“ für die Unionsbürgerschaft machen. Warum ist das nötig?

Dorothea Mladenova: Wir hatten beispielsweise Anfang Dezember hier im Haus eine Veranstaltung zum Thema 20 Jahre EU-Binnenmarkt. Das haben wir gefeiert und Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, sich darüber zu informieren. Eine Teilnehmerin an der Diskussion meinte am Ende: „Das ist ja wirklich wunderbar, was wir als EU-Bürger für Rechte haben. Leider weiß man das einfach nicht!“ Diese Erfahrung haben wir schon häufig gemacht. Der Referent wies dann darauf hin, dass Europa einfach überall um uns herum ist und es schwierig ist, sich Dinge zu vergegenwärtigen, die man als selbstverständlich voraussetzt. Er meinte auch, dass viele Deutsche nicht mal den Inhalt des Grundgesetztes kennen würden. Die europäischen Rechte sind dann natürlich noch weiter weg. Wir finden es wichtig, die Rechte der EU-Bürger noch bekannter zu machen, weil uns viele europäische Bestimmungen direkt im Alltag betreffen.


KiPPE: Was sind wichtige EU-Bürgerrechte? Nennen Sie einige Beispiele!

Dorothea Mladenova: Das fängt natürlich an bei der Freizügigkeit aller Bürger, d.h. man kann sich als Unionsbürger in jedem Land der EU niederlassen und eine Arbeit suchen. Man hat ein Recht darauf, einen Teil seiner Ausbildung im Ausland zu absolvieren – und das freut vor allem viele Studenten und Azubis. Außerdem hat man das Recht, seinen Beruf in jedem anderen EU-Land auszuüben und kann sich seine Qualifikation gegebenenfalls anerkennen lassen. Was für viele vielleicht sehr greifbar ist: Es wird immer günstiger, mobil ins EU-Ausland zu telefonieren. Hierfür setzt die EU Preisobergrenzen fest, an die sich Mobilfunkbetreiber halten müssen.


KiPPE: Die Zeiten in der EU sind ja turbulent: Schuldenkrise, immense Rettungspakete aus Steuergeldern finanziert – kommt da nicht Frust auf Europa auf?

Dorothea Mladenova: Natürlich machen sich die Leute auch in Leipzig derzeit Sorgen um das Geld und darum, wie es weiter geht, ob es den Euro weiterhin geben wird oder nicht. Ich glaube, es ist weder eine große Begeisterung, noch eine große Frustration. Von der Schuldenkrise sind die Leute direkt hier kaum betroffen, höchstens indirekt durch die schlechte Arbeitsmarktsituation, aber die war in Leipzig schon immer nicht sehr erfreulich. Begeistert von der EU sind diejenigen, die die Fördermittel nutzen oder mit Hilfe von Bildungsprogrammen ins Ausland gehen, weil sie davon profitieren. [...]